Brainstorming – was bringt’s?

Vier von fünf Personen glauben, dass sie in Gruppen mehr und auch kreativere Ideen produzieren, als wenn sie alleine arbeiten.

(Abb. © michael hampel/Fotolia.com) Brainstorming ist eine von Alex F. Osborn 1939 erfundene und von Charles Hutchison Clark weiterentwickelte Methode, die die Erzeugung neuer Ideen in einer Menschengruppe fördern soll. Er benannte sie nach „using the brain to storm a problem“ (wörtlich: Das Gehirn verwenden, um ein Problem zu erstürmen). Übersetzungsangebote sind „Kopfsalat“, „Denkrunde“, „Ideensammlung“ oder „Ideenfindung“. Laut Osborn funktioniert Brainstorming ganz einfach: eine Fragestellung, ein paar Menschen, jeder sagt, was er will, keine Kritik, je mehr Vorschläge, desto besser. Zum Schluss soll sich in dem Ideensalat ein Geniestreich finden – so die Hoffnung.

Ernüchterung

Allerdings kommen (jede Menge) Studien bereits seit 1958 zu einem ernüchternden Ergebnis: Brainstorming in Gruppen bringt nicht viel: Je größer die Zahl der Teilnehmer, desto sinnloser das Ganze. Denn in Gruppen werden eher konventionelle Ideen entwickelt. Teilnehmer haben Angst, sich lächerlich zu machen. Jeder will ein positives Selbstbild aufrechterhalten. Eine originelle Idee will man nicht teilen, da man dann das Urheberrecht daran verlieren könnte. Auch das Verbot von Kritik ist kontraproduktiv: Ohne Widerspruch entstehen kaum wegweisende Ideen. In der Hauptsache blockieren sich die Gruppenmitglieder aber gegenseitig: Wenn gerade jemand spricht, müssen sich die anderen Teilnehmer des Brainstormings darauf konzentrieren, ihre eigene Idee nicht zu vergessen. Und während sie auf die Gesprächspause warten, in der sie endlich ihre Idee loswerden dürfen, nehmen sie wenig von dem auf, was die anderen beitragen.

Wieso ist Brainstorming trotzdem so beliebt?

Auch dazu gibt es Studien. (Manche) Menschen fühlen sich in Gruppen wohl – und dieses Gefühl übertragen sie auf die Arbeit einer Gemeinschaft. Brainstorming erfüllt das Harmoniebedürfnis dieser Menschen: zusammen mit anderen irgendwie kreativ sein, mag das Ergebnis auch noch so winzig sein. Man braucht in der Zeit nicht zu arbeiten. Und der Chef kann natürlich sein „Demokratieverständnis“ demonstrieren.

Ich möchte an dieser Stelle auf das Buch von Gunter Dueck, „Schwarmdumm. So blöd sind wir nur gemeinsam“ hinweisen: Statt einer Konzentration an Intelligenz regiert in Gruppen (im „Schwarm“) das Prinzip: Viele Köche verderben den Brei. Sinnlose Meetings, schmerzhafte Kompromisse, unausgereifte Ergebnisse trotz Teamarbeit sind die Regel. Das Buch beschreibt auch, wie sich Einzelne geschickt in der Misere einrichten und für sich kurzfristig das Beste herausholen. Oder wie die „Oberen“ Themen durchpeitschen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit beim nächsten Gruppen-Grübeln. Ihr Wüster.

Artikelnummer: cci43549

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