Handreichung: So funktionieren Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern im Bestand

(Abb. © Stadt Freiburg/Stefan Gebhard)
Wärmepumpen können auch in älteren Mehrfamilienhäusern eingesetzt werden. (Abb. © Stadt Freiburg/Stefan Gebhard)

Donnerstag ist Techniktag: Heute stellen wir einen Leitfaden (Handreichung) zum Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern im Bestand vor. Darin widersprechen die Autoren der weit verbreiteten Annahme, dass dafür immer der Austausch aller Heizkörper oder der Einbau einer Fußbodenheizung nötig sei.

In einem Verbundprojekt haben das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Institut für Nachhaltige Technische Systeme (Inatech) der Universität Freiburg gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft, der Heizungs- und Lüftungsindustrie und Energieversorgern die Möglichkeiten des Einsatzes von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern im Bestand untersucht. In einer Handreichung für die praktische Umsetzung schreiben die Beteiligten nun: „Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie der Wärmewende. Der Einsatz in Bestandsgebäuden gilt allerdings vielerorts als Herausforderung.“ Besonders im „typischen Mehrfamilienhaus“ bereiteten die erforderliche Leistung des Wärmeerzeugers, hohe Vorlauftemperaturen und die Lage in dicht bebauten Quartieren Planern häufig Kopfschmerzen. Im Verbundprojekt „LowEx im Bestand“ haben die Forscher anhand von sechs Gebäuden festgestellt, dass Wärmepumpen auch hier durchaus eine Option darstellen. Es komme dabei aber stark auf deren Einsatzweise an. LowEx steht für Systeme, die sich durch geringe Temperaturdifferenzen zwischen Wärmequelle und Nutzwärme auszeichnen.
„Wir konnten zeigen, dass Wärmepumpen durch verschiedene systemtechnische Anpassungen auch im sanierten Altbau weitaus effizienter arbeiten als herkömmliche Gasheizungen“, sagt Andreas Wagner, Leiter des Fachgebiets Bauphysik und Technischer Ausbau an der KIT-Fakultät für Architektur. Neben wirtschaftlichen Einsparungen errechneten die Autoren des Leitfadens, dass die CO2-Emissionen der Wärmepumpensysteme – kumuliert über die Lebensdauer in vollsanierten Gebäuden – nur etwa halb so hoch sind wie die Emissionen von Vergleichssystemen mit Gasbrennwertkessel.
In besagter Handreichung zeigen die Partner des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Projekts ferner, dass häufig schon der Austausch einzelner Heizkörper ausreichend ist, um eine Absenkung der Heizkreistemperaturen zu erreichen und so die Effizienz der Wärmepumpe zu steigern. Damit widersprechen sie der weitverbreiteten Annahmen, dass der Austausch aller Heizkörper oder der Einbau einer Fußbodenheizung immer nötig sei. Dr. Marek Miara, Koordinator Wärmepumpen am Fraunhofer ISE, Freiburg, sagt dazu: „Generell ist der Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern möglich und wird bereits praktiziert. Die Vielfalt von Mehrfamilienhäusern und ihre Eigenschaften ermöglichen es, verschiedene technische Lösungen auf Basis von Wärmepumpen anzuwenden.“ Allerdings würden Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern bislang noch nicht in der Breite eingesetzt. Gründe dafür seien sowohl administrativer als auch technischer Natur. „Für den breiten Einsatz von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern werden für die Zukunft Standardlösungen unverzichtbar sein“, heiß es seitens der Autoren.
Der Leitfaden widmet sich auf 48 Seiten zunächst Grundlagen der Wärmepumpentechnik, der Raumheizung und Trinkwassererwärmung sowie Grundlagen von Lüftungskonzepten. Darauf folgen im größten Kapitel vier ausführliche Umsetzungsbeispiele der insgesamt sechs untersuchten Gebäude – sowie daraus abgeleitet – konkrete Handlungsempfehlungen.

Der Leitfaden steht hier kostenlos zum Download bereit.

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