Ein kürzlich erschienener Richtlinienentwurf zu Luftreinigern hat bei mir die Frage aufgeworfen, ob diese Geräte nach Ende der Corona-Pandemie überhaupt noch zum Einsatz kommen. Ein Stimmungsbarometer hierzu in der aktuellen Ausgabe von cci Zeitung ist sehr ernüchternd. Ich denke, die Hersteller könnten hier mehr tun und die Vorteile mobiler Luftreiniger aktiver bewerben.
Die Covid-19-Pandemie ist zum Glück vorbei. Das Corona-Virus gibt es aber immer noch, genauso wie andere Viren, Bakterien und Keime, die durch die Luft schwirren. Man könnte also meinen, dass mobile Luftreiniger, die in den Hochphasen der Pandemie zu Tausenden angeschafft wurden, immer noch fleißig ihren Dienst verrichten. Mir liegen zwar keine konkreten Absatzzahlen vor, jedoch haben Branchenstimmen in der aktuellen Ausgabe von cci Zeitung (14/2024) bestätigt, dass die Nachfrage stark zurückgegangen ist und viele mobile Luftreiniger nicht mehr in Betrieb sind. Frank Ernst, Geschäftsführer des Fachverbands Gebäude-Klima (FGK), sagt: „Nach dem Ende der Pandemie ist der Absatz mobiler Luftreinigungsgeräte praktisch abgebrochen“. Und das, obwohl es in der Coronazeit nicht nur an Schulen eine hohe Sensibilisierung für die Raumluftqualität und den Einsatz dieser Geräte gegeben hat. „Seit Januar 2023 gibt es praktisch keine Nachfrage nach unserem Luftreiniger“, so die Aussage eines Herstellers.
Ich finde, man sollte die mobilen Luftreinigungsgeräte, die nach der Pandemie eingemottet wurden, wieder reaktivieren. Zumal auch gerade wieder Erkältungs- und Grippezeit ist. Bakterien, Keime, Viren, Schadstoffe – vieles davon könnten die Geräten aus der Luft filtern, wenn sie in Schulen und Kitas, aber auch in Büros, Konferenzräumen, Wartezimmern und medizinischen Einrichtungen zum Einsatz kämen. „Gute Luftreiniger sind weiterhin eine gute Wahl, um im Winter Ansteckungsgefahren durch Viren zu begegnen – nicht nur in Schulen“, hat Prof. Dirk Müller, Prodekan an der RWTH Aachen, noch im September auf dem 15. FGK-Klima-Tag hervorgehoben. Zugegeben, auch ich habe mich seit Längerem nicht mehr mit diesem Thema beschäftigt – bis im September ein neuer Richtlinienentwurf erschienen ist. Die VDI 4300 E Blatt 14 „Messen von Innenraumluftverunreinigungen – Anforderungen an Luftreiniger mit integriertem Wirkprinzip/mit Reinigungsleistung im Gerät zur Reduktion der aeosolgebundenen Übertragung von Infektionskrankheiten“ (cci287440) beschreibt Anforderungen an mobile Luftreiniger, mit denen eine effektive Verringerung der Virenlast in Innenräumen erreicht werden soll. Eine feine Sache, nach wie vor. Ich wollte es aus erster Hand wissen und habe daher kurzweg meine Kinder gefragt, ob denn bei ihnen in der Schule die Geräte noch zum Einsatz kommen. „Nein, Papa“, war die übereinstimmende und gewohnt kurze Antwort. Auf mein Nachfassen hin habe ich von meinem Ältesten noch erfahren: „Die hat unser Hausmeister schon vor Ewigkeiten weggeräumt. Stehen jetzt im Keller.“ Warum eigentlich? Sind es die Betriebsgeräusche, die manche vielleicht als zu laut und störend empfinden? Liegt es an zu hohen Betriebskosten für Strom, Wartung, Ersatzfilter und dergleichen? Welche sinnvolle Erklärung für die Nichtnutzung bereits angeschaffter Geräte könnte es noch geben? Klar, eine zentrale Lüftungsanlage ersetzen mobile Luftreiniger nicht – Stichwort: Außenluftzufuhr, CO₂-Konzentration, Luftfeuchte. Allerdings ist der Einsatz mobiler Luftreiniger in Kombination mit Fensterlüftung immer noch besser als nichts, würde ich meinen.
Jedenfalls hat mich das Statement von Dr. Elisabeth Hösen-Seul, Fachbereichskoordinatorin Umweltmesstechnik, VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL), aufhorchen lassen: „Von Seiten der Industrie wird das Thema weiterhin sehr stark getriggert und auch versucht, das Thema im Bereich der Standardisierung zu platzieren und zu beeinflussen.“ Das ist interessant, denn ich habe eher den Eindruck, die Hersteller und Verkaufspartner sind nicht (mehr) sonderlich aktiv, was mobile Luftreiniger angeht und haben das Ganze ad acta gelegt. Dabei wäre vielleicht ein aktives Bewerben der Vorteile mobiler Luftreiniger genau der richtige Weg, um sie wieder in den Vordergrund zu bringen – und die Geräte zurück an ihren Einsatzort. Keller oder Lagerräume sind es jedenfalls nicht.
Ihr Torsten Wiegand
torsten.wiegand@cci-dialog.de
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Wer längere Zeit mit einem laufenden Luftreiniger im Raum saß, weiß, dass viele Geräte zu laut sind. Wir messen den Schalldruckpegel der Geräte weiterhin im Praktikum und sensibilisieren die Studierenden für die Anforderungen an gute Luftreiniger.
Einige Städte und Kommunen denken über eine Entsorgung der Geräte nach. Da werden vermutlich tausende (!) von Geräten verschrottet, die oft neuwertig sind und mit EC-Ventilatoren betrieben werden, die vor zwei bis drei Jahren händeringend gesucht wurden.
Aktuell ist an der Westf. Hochschule ein Gruppe von Studierenden dabei, mögliche „Second Life“ Optionen der Geräte zu prüfen. Das Interesse der angefragten Städte ist da auf jeden Fall gegeben.