Leser helfen Lesern: Luftfortführung und -ansaugung bei Dachlüftungsgeräten

(Abb. © banphote/adobe.stock.com)
(Abb. © banphote/adobe.stock.com)

Bin ich gegebenenfalls zu stur und nicht auf dem Stand der Technik?“ Das fragt sich der Inhaber eines Sachverständigenbüros und bittet um Meinungen zur Anordnung der Luftfortführung und -ansaugung bei Dachlüftungsgeräten – vor allem bei gewerblichen Küchen. Sind die neuesten Eurovent-Empfehlungen hier zielführend?

Unser Leser Reinhard Siegismund, seines Zeichens öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger sowie Beratender Ingenieur (VBI), schreibt: „Immer wieder bekomme ich Dachlüftungsgeräte zu sehen, wie sie auch im jüngst veröffentlichten Leitfaden „Rooftop-Units“ von Eurovent beschrieben werden (Anmerkung der Redaktion: siehe cci199896). Auch bei solchen mit Wärmerückgewinnung sind demnach die Luftfortführung und -ansaugung übereinander auf der Schmalseite der Luftleitung angebracht – manchmal über eine Hutze, manchmal über ein Wetterschutzgitter.

(Abb. © Carrier/Eurovent)
Be- und Entlüftung eines gastronomischen Betriebs übereinander angeordnet (Aus dem aktuellen „Guidebook Rooftop Units“ (2023) von Eurovent. Abb. © Carrier/Eurovent)

Das mag bei Wind funktionieren, aber wie hoch ist der Umluftanteil, wenn ein Teil der gerade ausgeblasenen Fortluft nach oben strömt und wieder angesaugt wird? Da dies teils auch bei Lüftungsgeräten für gewerbliche Küchen zu sehen ist, bitte ich um Rat: Was ist von solchen Installationen zu halten? Bei meinen eigenen Planungen wird Küchenfortluft bisher immer senkrecht nach oben geblasen. Mit gleichmäßig gezogenen Wurfdüsen geht dies bis zu Geschwindigkeiten von 14 m/s relativ geräuscharm. Wenn aber Eurovent andere Vorschläge macht, muss das doch eine ganz gute praktische Lösung sein, oder nicht?
Ich habe bisher, insbesodere wenn es sich um belastete Fortluft handelte, immer Nachbesserung verlangt, sodass die Fortluft auf einer anderen Seite, mit mindestens 3 m Abstand oder – noch besser – nach oben fortgeblasen wird. Das geht auch ohne Deflektorhaube, wenn der Fortluftausblas unten entwässert wird (Siphon frostsicher unter der Decke). Bin ich da zu stur und nicht auf dem Stand der Technik?
So viel noch zum Abschluss: Die Ausführung der begutachteten Geräte selbst war in der Regel von guter Qualität und nicht zu beanstanden. Allein die Qualität der Raumluft innerhalb der Küche und dem Gastraum waren unzureichend.“

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2 Kommentare zu “Leser helfen Lesern: Luftfortführung und -ansaugung bei Dachlüftungsgeräten

  1. Das ist schon eine tolle Sache bei der Firma Carrier/Eurovent. Ich kann hier nur meinen Vorredner insbesondere Georg Taler zustimmen. bei der Montageanleitung wird darauf hingewiesen, die Örtlichkeiten zu überprüfen. Die meinem aber damit, die Abstände zwischen Zu- Fortluft zu überprüfen und dementsprechend die bzw. den Kanal neu anzupassen.
    Mit Lüftungstechnischen Gruß
    Olaf Mayer(SV)

  2. Lieber Kollege,
    bei Küchenabluft handelt es sich nach DIN EN 16789-3 um Fortluft der höchsten Kategorie EHA 4. Hierbei handelt es sich um, Zitat: „Luft, die Gerüche und Verunreinigungen enthält, deren Konzentrationen deutlich höher liegen, als für die Raumluft im Aufenthaltsbereichen erlaubt ist.“
    Gemäß dieser Normen aber auch nach VDI-Richtlinie 2052-1 oder der Norm DIN EN 16282-1 muss Küchenabluft über das Dach des Gebäudes abgeführt werden.
    Die VDI-Richtlinie 2052-1 oder die DIN EN 16282-1 fordern Küchenabluft senkrecht nach oben, in den freien Luftstrom abzuführen. Die hier geforderten Ausblasgeschwindigkeiten sind relativ niedrig und betragen nur 6-8 m/s. Hiermit soll Energie eingespart werden. Eine höhere Ausblasgeschwindigkeit wirkt sich aber immer positiv in Bezug auf die Verteilung der Gerüche aus.
    Die DIN EN 16789-3 fordert, dass Fortluft so aus dem Gebäude abgeführt werden muss, dass „die Luft weder erneut in das Gebäude oder in benachbarte Gebäude eintritt oder schädliche Auswirkungen auf Anwohner in der Nähe des Gebäudes hat (Gehwege, Terrassen usw.).“
    Bei den von Ihnen genannten Roof-Top Geräten wird eine Vermischung zwischen Fortluft und Außenluft nie ausgeschlossen werden können. Küchengerüche werden damit in die Zuluft gelangen, was auszuschließen ist. Küchenfortluft, die horizontal auf die Dachfläche ausgeblasen wird, kann sich auch über weitere Entfernungen ausbreiten (20 m bis 30 m) und dann von anderen RLT-Anlagen wieder angesaugt werden, besonders dann, wenn das Flachdach mit einer Attika ausgerüstet ist.
    Roof-Top RLT-Geräte erfüllen in der Regel auch nicht die Anforderungen an die Außenluftfiltration, die nach VDI-Richtlinie 2052-1 und DIN EN 16282-1 immer zweistufig auszuführen ist. Auch wäre zu prüfen, ob das Gerät ausreichend fett- und aerosolatdicht ausgeführt worden ist und ob das Gehäuse der Abluftfilter mit einer Ablaufwanne ausgestattet ist.
    Das von Ihnen in der Abbildung gezeigte RLT-Gerät würde ich bei der Verwendung in einer gewerblichen Küche aus den zuvor genannten Gründen bemängeln.
    Dipl.-Ing. Georg Tale, öbuv und Prüfsachverständiger

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