Meinung: Bei Ausbildung darf nicht gespart werden

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Thomas Reuter (Abb. © cci Dialog GmbH)

Bei wenigen Themen herrscht in der LüKK so viel Einigkeit wie beim Thema Fachkräfte und Ausbildung – es gibt viel zu wenig gut handwerklich und technisch ausgebildete Nachwuchs- und Fachkräfte für die Aufgaben. In einem verbandsübergreifenden Brandbrief an die Bundesregierung wurde die „Fachkräftesicherung“ als eine der wichtigsten Maßnahmen für die Zukunft genannt. Doch wie soll das ermöglicht werden, wenn Ausbildung nur nach Rentabilität beurteilt wird?

Fest steht, dass die Kälte-Klima-Fachbetriebe viel tun, um junge Menschen für den Beruf zu begeistern und dann auch dauerhaft zu halten. Dafür spricht auch der kürzlich gemeldete Zuwachs (plus 6,6 % mehr als im Vorjahr) an Ausbildungsplätzen beispielsweise beim Beruf Mechatroniker für Kältetechnik. Genauso meldet der Zentralverband Sanitär-Heizung-Klima (ZVSHK) Erfreuliches: Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei der größten Gruppe, den Anlagenmechanikern SHK, stieg von 14.301 auf 15.132 im Vorjahresvergleich. Das sind zwar bei weitem nicht genug angehende Fachkräfte, aber es ist eine positive Tendenz.

Doch was ist mit dem Thema der überbetrieblichen Ausbildung? In diesem Zusammenhang tauchte letzte Woche eine Meldung auf, dass ein Berufsbildungszentrum in NRW ab 2024/2025 keine überbetrieblichen Ausbildungsangebote in den Metall- und Elektroberufen sowie die schweißtechnischen Lehrgänge bereitstellen werde, weil „die Werkstatt nicht aus den roten Zahlen komme. Das Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen wird seine Lehrgangstätigkeit zukünftig weitgehend auf kaufmännische Inhalte konzentrieren.“ Das ist, soweit mir bekannt, bisher einer der seltenen Fälle, dass Ausbildungsinhalte gestrichen werden und ist sicher keine allgemeine Tendenz, dennoch: Diese dort vermittelten Kenntnisse zur Metallverarbeitung und zu Schweißverfahren sind für die LüKK auch zentrale Ausbildungsinhalte und auf der Baustelle sozusagen Alltag.

Dies halte ich für ein fatales und falsches Zeichen, denn Fachkräfte mit technischen und handwerklichen Fähigkeiten müssen unbedingt weiter und verstärkt ausgebildet werden. Diese Entscheidung darf nicht davon abhängig gemacht werden, dass eine überbetriebliche Ausbildungswerkstatt nicht rentabel arbeitet. Die Berufsbildungszentren als Teil der Industrie- und Handelskammern sollten ein vitales Interesse daran haben, den Fachbetrieben in ihrer Region bei der umfassenden Ausbildung von Nachwuchskräften tatkräftig zur Seite zu stehen. Natürlich erfordert eine gut ausgestattete Lehrwerkstatt Investitionen, aber es sind eben Investitionen in die Zukunft der Fachkräfte und damit auch der Betriebe. Diesen Fachbetrieben kann nicht die gesamte „Last“ der Aus- und Weiterbildung aufgebürdet werden. Und das Signal, das bei Auszubildenden ankommt, darf nicht „Lieber ins Büro als in die Werkstatt“ sein – denn wie lautet ein griffiges Motto der Branche so schön: Mehr Hände für die Energiewende.

Ihr Thomas Reuter
thomas.reuter@cci-dialog.de

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