Bei einem längeren Aufenthalt meines PkW in der Werkstatt (Lieferengpässe bei Ersatzteilen) fuhr ich für drei Wochen als Ersatzwagen einen Elektro-Pkw. Nachfolgend einige Erlebnisse meines notgedrungenen Selbstversuchs – mit einem überraschenden Ende.
Als Ersatzwagen für meinen Pkw (größerer SUV der oberen Mittelklasse) stellte mir das Autohaus als Ersatzwagen einen zu Beginn zu 100 % aufgeladenen Voll-Elektro-PKW zur Verfügung. Dieser war ein Kompakt-SUV mit 136 Elektro-PS und 39 kWh Batteriekapazität. Zu Beginn zeigte das Display eine Reichweite von etwa 300 km an. Nach mehr als 40 Jahren Pkw-Fahren mit Diesel oder Benzin war ich skeptisch: Wie schnell ist die Batterie leer? Wie und wo soll ich dann nachladen? Die Skepsis war rasch verflogen, es entwickelte sich ein völlig neues Fahrergefühl – und ich war und bin begeistert. Resümee nach drei Wochen, in denen ich allerdings ausschließlich Stadtfahrten mit maximal 20 km Entfernung hatte:
Ich fühlte mich in diesem Auto quasi zum moderaten und energieeffizienten Fahren mit stets bestmöglicher Rekuperation von elektrischer Leistung und oft ausgeschalteter Klimaanlage moralisch verpflichtet. So habe ich es geschafft, den Wagen über rund 500 km mit durchschnittlich etwa 11 kWh/100 km zu fahren. Das entspricht Kosten von rund 4 € pro 100 km. Dafür betanke ich meinen SUV mit rund 2 l Super und komme damit im Stadtverkehr knapp 20 km weit. Zusatzinfo: Seit Beginn der Corona-Epidemie fahre ich 95 % meiner jährlichen Kilometer im Stadt- oder Nahverkehr. Mit einem E-Pkw dieser Kategorie komme ich bei einer Batteriekapazität von 39 kWh locker 300 km weit, sogar mit angeschalteter Klimaanlage. Das reicht bei meinen derzeit üblichen Fahrten für mindestens zwei Wochen, also maximal zwei Mal laden pro Monat.
Dieses neue relaxte Fahrerlebnis hat mich ökonomisch und ökologisch überzeugt. Ich werde meinen SUV in Zahlung geben und mir einen E-Pkw – oder je nach Liefertermin (möchte kein Jahr warten) zumindest einen Plug-in-Hybrid – mit guter Ausstattung, maximaler Batteriekapazität und ausreichend Platz für Enkel auf Kindersitz und für den Kofferraum zum Einkaufen zulegen. Für mein Fahrverhalten ist das ideal, und weitere Strecken über 300 km habe ich (mittlerweile Rentner!) geschätzt noch drei bis vier pro Jahr. Selbst wenn ich dann auf der Strecke bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 bis 110 km (mehr geht auf den Autobahnen eh kaum) ein Mal nachladen muss und einen Kaffee trinke – das nehme ich in Kauf. Ich habe bereits Verhandlungen mit dem Autohaus aufgenommen.
Und haben auch Sie schon Erfahrungen mit der Elektromobilität? Ich bin gespannt.
Mit elektrisierten Grüßen Ihr
Dr.-Ing. Manfred Stahl
manfred.stahl@cci-dialog.de
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Hallo Herr Stahl,
das war oder ist doch einmal ein Erlebnis. Super das ihr Auto in die Werkstatt musste. Das sollte, wenn ich meinen Vorrednern verstanden haben öfter passieren, damit der „Mündige Bürger“ einen anderen Blickwinkel zum E-Auto bekommt. Ich selber fahre noch kein E-Auto, werde es wohl im Herbst, wenn alles klappen wird unternehmen. Ein Lob auf die E-Mobilität.
Olaf Mayer (SV)
Lieber Manfred, liebe Claudia Mayer,
@Manfred: Deine Begeisterung kann ich gerne teilen. Derzeit fahren wir zwar noch hybrid (weil es vor 6 Jahren elektrisch noch nicht so „toll“ war) – aber nächsten Monat kommt der erste E-SUV unseres Wahl-Herstellers auf den Markt. Ich bin sicher, dass die Probefahrt uns beide überzeugen wird. Es ist jedenfalls herrlich so leise durch die Ortschaften zu „schnurren“ – man fährt automatisch viel vorsichtiger, weil man weiß, dass Fußgänger (und Kinder) einen kaum hören können. Weniger Bremsabrieb heißt auch weniger Feinstaub. Auch vom Verbrauch sind wir schon beim Hybrid positiv angetan, denn er fährt immer dann elektrisch, wenn der Motor unwirtschaftlich wäre. Auch rekuperiert er ganz toll, wenn man vor Ampeln nicht zu stark bremst. Und mit Deiner „Meinung“ hier erfährt man so nebenbei, dass Du nun auch schon „Rentnerkollege“ bist (Ich bin das schon 15 Jahre und 17 Jahre im (Un-) Ruhestand).
Wenn dann unser Elektrischer da ist, werde ich es wie Claudia machen: Eine PV auf’s Garagendach bauen und mit dem überschüssigen Strom den Wasserspeicher heizen und im (sonnigen) Sommer zumindest 1 m³ Gas pro Tag sparen.
Danke Euch für die tollen Beiträge!
Schade, dass in den Netzen so viele negative Meinungen kursieren.
Euer BACman
HAK
Hallo Herr Stahl,
ich musste gerade schmunzeln über Ihren Artikel, echt genial :-).
Ich fahre seit 2 Jahren ZOE, war von Anfang an begeistert und bin es immer noch.
Meistens lade ich zu Hause über die eigene PV. Jeder Sonnenstrahl wird ausgenutzt und ich habe bisher erst 2mal auswärts geladen (Gesamt ca 16.000 km). Bis KA hin und zurück (Tempo 110-120) klappt ohne Zwischenladung. Allerdings nur bei warmen Temperaturen, dann ist die Reichweite ca. 390 km. Im Winter kann sie schon mal unter 250 km sinken. Aber kein Problem, da ich es hauptsächlich für die Arbeit und Kurzstrecken nutze. Meistens lade ich am Wochenende daheim auf und 5 Erwachsene haben auch bequem Platz. Wenn es längere Strecken werden, nehmen wir auch oft die Bahn.
Mein Mann ist ebenfalls begeistert und hat für seinen Malerbetrieb gleich noch einen E-Kangoo gekauft.
Eigentlich ist das E-Auto prädestiniert als Zweitwagen, nur schade, dass viele Frauen so skeptisch sind, zumindest höre ich das oft und versuche Überzeugungsarbeit zu leisten. Als Elektrotechnik-Ingenieurin kein Problem 😉
Den Rest der PV stecken wir übrigens in einen 850 Liter -Pufferspeicher, so dass wir seit Monaten kein Gas für die Brennwerttherme brauchen. Die soll demnächst durch eine Wärmepumpe plus KWL ersetzt werden, allerdings kostet mich das Projekt einige Nerven (Handwerker, Lieferzeiten, etc.). Unser Haus ist übrigens ca 250 Jahre alt 😉
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Kauf des neuen E-Autos und dann viel Spaß beim Fahren. Ich fahre übrigens auch immer im Eco-Betrieb, nur an der Ampel lasse ich dann gerne mal ein paar SUVs oder ähnliches hinter mir 🙂 Vielleicht inspiriert das den ein oder anderen….
Viele Grüße aus Freiburg
i.V. Claudia Mayer
Dipl.-Ing. Produktmanagerin
SAUTER Deutschland
Sehr geehrter Herr Stahl,
ich wundere mich gerade über ihren Kommentar im CCI Branchenticker
https://cci-dialog.de/meinung-elektromobiliaet-mein-selbstversuch-cci_branchenticker/
Für mich ist ihr Ende nicht so überraschend, sondern genau das, was Expert:Innen seit Jahren argumentieren. Ich frage mich, warum sie die Stimmen bisher bei ihnen nicht verfangen, den Selbstversuch aus einer Notsituation herau unternommen und sie das Resultat überrascht hat.
Was macht die Branche (E-Mobilität) aus ihrer Sicht falsch, dass die, in ihrem Selbstversuch bestätigten Vorteile bisher nur ungenügend bei den Kund:Innen verfangen? Was hat sie bisher von dem Selbstversuch abgehalten?
Vom Plug-In Hybrid würde ich ihnen aus meiner (zugegeben eher kleinen Erfahrung) eher abraten, da er eine viel geringere Reichweite (E-Betrieb) und durch sein höheres Gewicht einen deutlich höheren Benzin-/ Dieselverbrauch aufweist.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. K. Geißler
HAUPT Ingenieurgesellschaft mbH
Guten Tag Herr Stahl,
las eben ihren Bericht und mußte schmunzeln – ja das Fahren mit Elektroenergie ist wirklich einfach relaxter. Bin eingefleischter Kleinwagenfahrer und sehr kritisch der Elektromobilität gegenüber gestanden, wegen der Batteriethematik, erhielt aber, wie sie, als mein VW-UP in KD musste einen E-UP. Nach 2 Tagen rief ich in der Werkstatt an um zu sagen, dass sie sich ruhig ganz lange Zeit lassen können mit der Reparatur. Letztendlich habe ich dann den Vorführwagen gleich behalten. Das ruhige Fahren, der Anzug um mal schnell zu überholen und das zügige Bergauf fahren, kein Schalten, kein stottern bei Kälte – einfach alles herrlich. OK die Reichweite ist sehr begrenzt ( 150 km im Sommer, 130 im Winter) macht aber nichts, da es morgens 10 km bergauf ins Geschäft geht und am Abend mit viel Rückgewinnung gemütlich durch den Wald wieder hinunter. Da viel Wildwechsel ist das langsame hinunterrollen sowieso nur von Vorteil. Alle 3 Tage ( im Sommer) bzw. 2 Tage im Winter ( frieren möchte ich nicht) stecke ich in die 230 V Steckdose in der Firma ein, die Anzeige ist wohl immer noch bei ½ voll, mein Mann sieht dies aber immer schon als ½ leer an, und am Abend ist die Batterie wieder voll geladen. Klar muss man bei der geringen Reichweite schon immer ein bißchen vorausdenken – wenn für Enkelkinder noch Fahrdienst ansteht etc. muss halt an frühere Ladung gedacht werden. Für weite Strecken müsste man schon viel Zeit vorsehen und gut planen wo es Tankstellen gibt, für meinen täglichen Bedarf ist das kleine E-Fahrzeug aber völlig in Ordnung und ich möchte nicht mehr tauschen. Tempolimit auf Autobahnen löst sich m.E. mit E-Mobilität von selbst. Bleibt noch ein wenig schlechtes Gewissen wegen der Batterieherstellung und den Rohstoffen.
Mit freundlichen Grüßen
Elke Seidel
Dipl.-Ing. (FH) Elke Seidel e.K.
– BARTL Wärmepumpen –
Guten Morgen Herr Dr. Stahl,
mit Interesse habe ich Ihren „Mein Selbstversuch“ gelesen. Mein Chef hat mir einen Ford Kuga Plug-in-Hybrid mit sehr guter Ausstattung zur Verfügung gestellt.
Ihre Begeisterung, die Sie sehr schön beschrieben haben, kann ich nur teilen. ? Elektro ist ein neues Fahrerlebnis.
Die Reichweite jedoch lässt sehr zu wünschen übrig. Im Winter reicht der Akku für max. 32 km, im Sommer sind hier bis zu 60 km möglich. Bei einem Arbeitsweg von gesamt 32 km passt das eigentlich sehr gut. Hat man aber auch nur einen Auswärtstermin, dann ist der Akku leer. Strom- Tanken gehört hier eigentlich zur Dauerbeschäftigung. Jeden Morgen auf der Arbeit erst einmal den Stecker rein.
Wenn ich unterwegs bin und eine von den wenigen Ladesäulen finde, dann wird auch hier wieder zwischengetankt. Eine gute halbe Stunde Tanken reicht dann für weitere 6 km. Wenn Sie dennoch ein Plug-In kaufen, dann verhandeln Sie, dass im Preis sowohl ein Ladekabel als auch eine Haushaltssteckdose-Lademöglich enthalten ist. Allein das Ladekabel kostet weit über 100,– Euro. Sehen Sie sich den Ford Kuga an. Hier bin ich sehr, sehr zufrieden, auch wenn die Reichweite knapp ist.
Mit freundlichen Grüßen aus Heusenstamm
i. V. Harald Schulmeyer
Projektmanagement
Hüfner GmbH & Co. KG
Guten Tag Herr Dr. Stahl,
selbst fahre ich einen Hybriden seid 3 Jahren mit ca. 40 km Reichweite, kann hier aber die Strecken im Umfeld (meist zwischen Ettlingen und Karlsruhe) rein elektrisch zurücklegen mit ca. 12-14 KW/h je 100km. Und dazu nutze ich beim Reisen noch gern das Parkhaus am Bahnhof in Karlsruhe, bei eurem Büro um die Ecke. Dort ist für das Laden über 230V/1/50 Hz Steckdose kostenfrei. So hat man nach der Rückreise ein geladenes Auto und zahlt nur den normalen Preis vom Parkhaus.
Ich hoffe es geht Ihnen gut und wir sehen uns mal wieder zur Chillventa.
Viele Grüße aus Ettlingen
Martin Ugi
Sehr geehrter Herr Stahl,
ich freue mich richtig, dass Sie solche ersten positiven Erfahrungen mit der E-Mobilität gemacht haben. Ich fahre selbst seit 3 Jahren ausschließlich mit dem E-Auto durch Europa, mittlerweile sind es über 160.000 km.
Meine Erfahrungen sind ebenfalls positiv:
• Sehr geringe Stromkosten (Spritkosten)
• Bis heute keine Reparaturen
• Bis heute keinen Service
• Extrem geringe Nebenkosten außer Scheibenwischwasser und Reifen
• Sehr entspanntes Fahren
• Nicht gekannter Fahrspaß
• Sehr leises fahren, dadurch ein neuer Musikgenuss im Auto
• Laden mit „Ökostrom“ daher CO2 „neutral“ von Greenpeace und Polarstern bzw. eigenen PV-Strom
• Fast kein Bremsenverschleiß durch Rekuperation, ich denke die Bremsen werden weit über 300.000 km halten
• Haltbarkeitsgrenze der Batterie (70% Kapazität) wird so wie es momentan aussieht bei weit über 500.000 km erreicht
• Motoren sollen nach Herstellerangabe ca. 1.600.000 km halten
• …
Ich werde mir kein anderes Auto mehr kaufen, habe gerade den zweiten für meine Familie bestellt.
Ein Hybridfahrzeug halte ich für einen schlechten Kompromiss.
Viel Freude bei der zukünftigen E-Mobilität.
Detlef Malinowsky