Meinung: Endlich neue Aufgaben für den Schornsteinfeger

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Sabine Andresen (Abb. © cci Dialog GmbH)

Manchmal bin ich wirklich äußerst positiv überrascht und freue mich, was in unserer Branche möglich ist. Dazu gehört die jüngste Vereinbarung vom 27. März zwischen dem Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV), Bonn, und dem Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband (ZIV), Sankt Augustin.

Der Schornsteinfeger ist mir in den vergangenen Jahren nicht unbedingt als bester Freund der LüKK vorgekommen. Daher hätte ich eine Annäherung zwischen diesen beiden Berufsständen wirklich nicht in dieser Form erwartet. Denn nachdem vor über zehn Jahren das Kehrmonopol mit fest vergebenen Bezirken aufgehoben wurde, wurde der Kaminkehrer erfinderisch und beschäftigte sich nebenbei auch mit der Installation von Rauchmeldern, ließ sich zum Energieberater weiterbilden und so weiter. Das hat nicht jedem Akteur der LüKK gefallen. Bereits vor zwei Jahren widmete ich eine „Meinung“ diesem Thema und stellte die leicht provokante Frage, warum es eigentlich keine wie auch immer geartete Fortbildung/ Zusatzausbildung in Richtung LüKK für den Schornsteinfeger gibt, vor allem, da sich damals ja schon der Wärmepumpen-Boom ankündigte. „Gas- und Ölheizungen werden irgendwann – zumindest im Neubau – der Vergangenheit angehören. Warum also nicht die rund 9.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Schornsteinfeger in Deutschland (2021, laut Statista) allmählich auf diese ’neuen‘ LüKK-Techniken umsatteln?“ fragte ich.

Zwei Jahre danach ist es nun tatsächlich so weit! Schornsteinfeger und Kälteanlagenbauer wollen genau in diesem Segment zusammenarbeiten. Qualifizierte Schornsteinfegerbetriebe sollen künftig im Rahmen der Effizienzprüfung an Wärmepumpen auch die Dichtheit des Kältemittelkreislaufs überprüfen und damit ihr Leistungsangebot für den klimaneutralen Gebäudebestand ausbauen, heißt es in einer Pressemitteilung. (Zur Meldung geht es hier: cci271398)

BIV-Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister sagt: „Das traditionelle Schornsteinfegerhandwerk und das noch junge Kälteanlagenbauerhandwerk arbeiten in Zukunft Hand in Hand, um die Wärme- und Energiewende möglich zu machen.“ Gleichzeitig stellt der BIV klar, dass Reparaturen und Eingriffe in den Kältemittelkreislauf nicht vom Schornsteinfegerhandwerk selbst, sondern nur von entsprechend „qualifizierten, zertifizierten und in der Handwerksrolle eingetragenen Kälteanlagenbauern, Mechatronikern für Kältetechnik oder gleichwertig Qualifizierten“ vorgenommen werden dürfen. Wunderbar finde ich dieses „Joint Venture“, das viel mehr als eine Annäherung ist. Es reißt auch Mauern ein und lässt ganz neue Möglichkeiten der sinnstiftenden Zusammenarbeit zu. Chapeau!

Und was ich mindestens genau so gut finde: Wenn Unkenrufe verhallen. Denn in den letzten Jahren war in der Presse immer wieder mal zu lesen, dass der Wärmepumpenboom die Schornsteinfeger irgendwann arbeitslos machen würde, da Wärmepumpen eben keinen Kamin haben. Tja – so kann man sich irren. Der weitsichtige Zusammenschluss von BIV und ZIV trägt in großem Maße dazu bei, dass dieses Szenario nicht eintreten wird.

Ich wünsche Ihnen eine schöne restliche Woche.

Sabine Andresen
sabine.andresen@cci-dialog.de

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4 Kommentare zu “Meinung: Endlich neue Aufgaben für den Schornsteinfeger

  1. Es werden aus meiner Sicht nicht allzu viele Wärmepumpen betroffen sein, an denen ein Schornsteinfeger eine Dichtheitskontrolle machen wird.

    Vorweg meine grundsätzliche Position zum Thema: Kooperationen zwischen einzelnen Gewerken der Gebäudetechnik sind aus meiner Sicht absolut sinnvoll und sollten auf Verbändeebene und im Einzelfall vor Ort zwischen Fachbetrieben z.B. aus dem SHK- und Kältehandwerk weiter ausgebaut werden. Dass jetzt Schornsteinfeger mit dem Segen ihres Dachverbands und des BIV Dichtheitsprüfungen an Wärmepumpen machen dürfen, ist also ein Schritt in die richtige Richtung. Dieser Segen heißt übrigens nicht, dass Schornsteinfeger aufgrund ihrer Berufsbezeichnung einfach so die Erlaubnis erhalten, Dichtheitskontrollen durchzuführen, sondern sie müssen wie andere auch eine Sachkundequalifikation erwerben. Das dürfen übrigens auch Betreiber und Servicemitarbeiter.

    Das heißt aber jetzt nicht, dass sich Schornsteinfeger ein riesiges neues Geschäftsfeld erschlossen hätten. Ich empfehle hier die Lektüre der novellierten F-Gase-Verordnung, in der ja die regelmäßigen Dichtheitsprüfungen beschrieben werden. Propan-Wärmepumpen müssen genauso wenig auf Dichtheit kontrolliert werden wie hermetisch geschlossene Wärmepumpen mit fluorhaltigen Kältemitteln, wenn sie in Privatgebäuden installiert sind und weniger als 3 kg Füllmenge haben (was bei den meisten Anlagen der Fall sein wird). Und bei anderen Wärmepumpen gelten die bekannten Grenzen (Füllmenge mit mehr als 5 t CO2-Äquivalent oder mehr als 1 kg HFO-Kältemittel). Das betrifft im Privatsektor auch nur Anlagen mit Hoch-GWP-Kältemitteln. Da bleibt dann nicht mehr viel übrig für den Kaminkehrer.

    Fazit: Die Verbände-Kooperation ist begrüßenswert, zeugt von der Bereitschaft zur Zusammenarbeit, hat aber eher eine politische als eine praktische Bedeutung.

  2. Gute Initiative aus meiner Sicht. Die Frage, die sich mir stellt, ist ob die Berufsbezeichnung „Schornsteinfeger“ dann noch einen Sinn macht oder hier nicht eine neue Bezeichnung gefunden werden sollte, wenn diese sich vom Berufsbild entfremdet.
    Andere Branchen haben es ja schon vorgemacht (KFZ-Mechatroniker, …).

  3. Schornsteinfeger in Kältetechnik zu qualifizieren finde ich grundsätzlich gut – aber die Initiative geht leider in die falsche Richtung!
    Ich brauche keinen Schornsteinfeger, der jährlich überprüft, ob meine Anlage dicht ist – und dann aber das Problem nicht beseitigt. Die Prüfung kann man mit einem Blick auf die Arbeitszahl/Effizienz genauso gut hinbekommen (hier wäre es viel wichtiger mehr Aufmerksamkeit drauf zu lenken und ein zentrales Übersichtsportal zu schaffen).
    Die allermeisten Anlagen haben über viele Jahre überhaupt kein Problem mit Dichtheit- und dann passiert das gleiche wie bei meinem (modernen) Kachelofen: Der Schornsteinfeger besteht jährlich darauf diesen zu überprüfen um dann festzustellen, dass seit mittlerweile 7 Jahren alles in Ordnung ist und er nicht ein Krümel Asche rausholen muss…
    Dr. Boris Mahler Geschäftsführer EGS-plan

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