Meinung: Mit LPG an die Ostsee

Katja Heil (Abb. © cci Dialog GmbH)
Katja Heil (Abb. © cci Dialog GmbH)

Anfang August ging es für die ganze Familie an die Ostsee. Wir waren sehr gespannt, denn es war die erste Fahrt mit unserem neuen Auto, das nicht nur Benzin, sondern auch Flüssiggas (LPG-Liquefied Petroleum Gas) tanken kann. Bei den momentanen Spritpreisen hofften wir, so einige Euro für die Urlaubskasse sichern zu können.

Und, um das vorwegzunehmen, es hat geklappt. Bei einer Strecke von knapp 1400 Kilometern haben wir viermal für etwas mehr als 30 Euro getankt, das heißt für die gesamte Strecke haben wir nur 130 Euro Kraftstoffkosten gehabt. Bei einer Fahrt mit Super-Benzin hätten wir das Doppelte hingeblättert. Zwar ist der Verbrauch etwas höher, dafür aber ist der Preis mit 90 bis 100 Cent pro Liter sensationell günstig. Das hat schon für ein paar Fischbrötchen mehr für die sechsköpfige Familie gereicht.
Wir hatten uns extra eine LPG-App heruntergeladen, die uns die geeigneten Tankstellen auf der Strecke anzeigen sollte. Aber die Beschilderung der Raststätten und Autohöfe war schon auf der Autobahn so gut, dass man leicht sehen konnte, ob es LPG gibt oder nicht. Auf unserem Weg nach Norden gab es mehr als genug Möglichkeiten, um Flüssiggas zu tanken. Diese Erfahrung bestätigt die Aussage des Deutschen Verbands Flüssiggas, Berlin, der angibt, die Infrastruktur für das Tanken mit Autogas sei flächendeckend ausgebaut. Das einzige, was wirklich genervt hat, war das Hantieren mit den verschiedenen Tankstutzen und Aufsätzen, denn leider gibt bisher keinen einheitlichen Tankadapter für LPG. In den einzelnen EU-Ländern haben sich völlig verschiedene Systeme durchgesetzt, nämlich ACME-Adapter, DISH-Adapter und Bajonett-Adapter. Alle drei Autogas-Adapter-Systeme werden von deutschen Behörden als zulässig angesehen. Hier wäre ein einheitlicher Standard wirklich wünschenswert. Aber am Ende hat es immer funktionert und wir konnten mit den vorhandenen Aufsätzen unseren Tank wieder auffüllen.
Aber nun mal von vorne: Flüssiggas (ein variables Gemisch, das hauptsächlich aus Butan und Propan besteht) findet schon sehr lange Anwendung als Kraftstoff für Ottomotoren. Die erste deutsche Gastankstelle wurde bereits 1935 in Hannover in Betrieb genommen. Laut ADAC wird die Emission der „limitierten Schadstoffe“ (CO, HC, NOx) nicht oder nicht wesentlich verringert, allerdings wird mit Autogas im Vergleich zum Benzin zumindest immer der CO2-Ausstoss reduziert – bis rund 10 %. Soweit so gut, aber warum hat sich das Autogas (vor allem in Deutschland) dann nie richtig durchgesetzt, wo es doch als günstiger, umweltfreundlicher und motorschonender als Benzin und Diesel gilt. Bereits die letzte Bundesregierung sprach sich gegen eine weitere Förderung von LPG aus, doch der Protest war groß und die Initiative der entsprechenden Branchenverbände sowie verschiedene Petitionen haben am Ende Wirkung gezeigt. So beschloss die Regierung damals eine Verlängerung der Autogas-Steuerbegünstigung bis Ende 2022 und eine Verlängerung bis 2025 unter der Ampelregierung gilt als wahrscheinlich. Das Vertrauen in die Technologie wächst, was bestimmt auch mit den momentanen Preisen für konventionelle Kraftstoffe zu tun hat. Dies spiegelt sich auch in den Zulassungszahlen wider. Das Kraftfahrtbundesamt verzeichnet 2022 einen Zuwachs von fast 40 % bei den Zulassungen für flüssiggasbetriebene Fahrzeuge. Trotz alledem hat Autogas immer noch ein Imageproblem. Teure Umrüstungen und unausgereifte Technik der Hersteller haben in der Vergangenheit oft zu Problemen geführt. Doch inzwischen hat sich die LPG-Technik weiterentwickelt und gilt mittlerweile allgemein als ausgereift.

Wir als Familie sind nach unserer ersten großen Fahrt auf jeden Fall Fans von LPG geworden, und sehen diesen Kraftstoff als echte Ergänzung zu Benzin oder auch zu Strom. Was meinen Sie dazu? Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen mitteilen und sende ihnen sommerliche Grüße.

Ihre
Katja Heil
katja.heil@cci-dialog.de

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Ein Kommentar zu “Meinung: Mit LPG an die Ostsee

  1. Guten Abend Frau Heil,

    ich denke als Redaktor ist man es gewohnt einen Blick “hinter” die Kulissen zu werfen. Dies ist auch beim Thema Energiepreise an der Tankstelle von Vorteil!
    Denn LPG als Produkt frei Erzeuger weicht im Preis je Energieeinheit nicht so erheblich vom Preis für Benzin ab. Der Preisunterschied an der Tankstelle ergibt sich hauptsächlich durch die unterschiedliche Besteuerung! Das heisst wer LPG ( und auch LNG) tankt wird bezüglich der von Kraftfahrzeugen erbrachten Steuer vom Staat subventioniert. Subventionen bedeuten im Klartext, man selbst wird auf Kosten andere Steuerzahler “entlastet”!
    Gruss
    Prof. Dr. Detlef Orth
    Köln

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