Meinung: Was macht eigentlich der Schornsteinfeger?

Sabine Andresen, sabine.andresen@cci-dialog.de (Abb. © cci Dialog GmbH)
Sabine Andresen, sabine.andresen@cci-dialog.de (Abb. © cci Dialog GmbH)

Lang ist es her, dass ich mal einem echten Schornsteinfeger auf der Straße begegnet bin. Schwarz gekleidet, rußig, samt Kehrleine und Bürste. Schade eigentlich, denn einmal kurz Anfassen verhieß ja immer Glück.

Berufsbilder wandeln sich oder verschwinden im Laufe der Zeit ganz. Ein Beruf, den es zwar immer noch gibt und weiterhin sehr lange geben wird, über dessen Tätigkeiten aber immer mal wieder diskutiert wird, ist der Kaminkehrer. Ich kannte sogar mal einen persönlich. Der regte sich vor zehn Jahren fürchterlich über die Aufhebung des Kehrmonopols mit fest vergebenen Bezirken auf. Fortan durfte überall europaweit gekehrt werden. Letztlich passierte aber eigentlich nicht viel; die meisten „Kaminbesitzer“ ließen ihren altbekannten Schornsteinfeger weiter kommen. Viele dieser Zunft fingen aber an, sich nebenbei noch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Rauchmelder installieren, Weiterbildung zum Energieberater… ein sehr flexibler Berufsstand also.
Warum eigentlich keine wie auch immer geartete Fortbildung/ Zusatzausbildung in Richtung LüKK? Mittlerweile sind Wohnungen mit so vielen unterschiedlichen LüKK-Techniken zum Heizen und Kühlen ausgerüstet wie nie zuvor. Lüftungssysteme jeglicher Couleur, Split-Klima zum Heizen und Kühlen, vielleicht noch ein Kaminofen nachträglich eingebaut, eventuell auch noch im Passivhaus? Hat da jemand mal einen Blick aufs Ganze? Und nun auch noch der Wärmepumpen-Boom. Gas- und Ölheizungen werden irgendwann – zumindest im Neubau – der Vergangenheit angehören. Warum also nicht die rund 9.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Schornsteinfeger in Deutschland (2021, laut Statista) allmählich auf diese „neuen“ LüKK-Techniken umsatteln?
Diese „Meinung“ von mir ist rein intuitiv und aus dem Bauch heraus und ich höre natürlich schon den Aufschrei aus der Branche. Ich lehne mich heute mit diesem Gedankenspiel einfach mal aus dem Fenster. Daher würden mich dazu andere Meinungen aus der Branche sehr interessieren. Schreiben Sie mir – ich bin neugierig!

Ihre
Sabine Andresen
sabine.andresen@cci-dialog.de

cci179231

4 Kommentare zu “Meinung: Was macht eigentlich der Schornsteinfeger?

  1. Hallo Herr Merz, ich fand den Kommentar vom ersten Abschnitt sehr interessant. Im zweiten Abschnitt (Meine Forderung lautet daher – kein Scherz:) war der Vortrag für unser Handwerk sehr niederschmetternd. Sie haben schon die richtigen Punkte angesprochen
    1) Das Handwerk hätte neben der Energieberatung eine weitere Perspektive,
    2) Würde dem Fachkräftemangel in der LÜKK entgegenwirken
    3) die Qualität von Lüftungsanlagen würde ganz ohne Qualitätslabel besser werden,
    4) die Nutzer würden beträchtlich Energie einsparen und
    5) hätten eine bessere Raumluftqualität.

    Das sind aber Aufgaben nicht für den Bezirksschornsteinfergermeister, das sind Aufgaben die wir ausüben sollten und müssen.
    Nur wir können darüber fachgerecht entscheiden, da wir eine Ausbildung zur Fachkraft haben. Ob dadurch das Klima besser wird, sei dahin gestellt. Eine Energieberatung etc. durch nicht Fachkräfte hat sich schon in der Vergangenheit als Flop gezeigt. Olaf Mayer (SV)

    1. Hallo Herr Mayer, vielen Dank für Ihr Kommentar. Ohne fundierte Ausbildung geht natürlich in der Energieberatung nichts und da stimme ich Ihnen absolut zu. Hätten wir einen Ausbildungsberuf Lüftungsmonteur wie z.B. die Schweizer, würde sich das schon von Anfang an positiv auf die Qualität unserer Lüftungsanlagen auswirken, nur gibt es den in Deutschland in dieser Form (bisher) leider nicht…

  2. Sehr geehrte Frau Andresen

    Der Kaminkehrer dient mit seiner Tätigkeit traditionell vorrangig der Sicherheit.
    Dabei sollte es bleiben. Darauf sollte das Augenmerk bei diesem Beruf liegen.
    Energieberatung oder womöglich Anlagenwartung gehören da sicher nicht hin.

    Herzliche Grüße
    Ing. Hans-Stefan Selikovsky
    Ruheständler in München

  3. Hurra, es wäre schön, wenn die LÜKK endlich einmal aufschreien würde, dann würde sie auch mal gehört werden und zur Steigerung der lächerlichen Anzahl energetischer Inspektionen, würde es nebenbei auch noch helfen!

    In einigen Bundesländern sind die Kaminfeger z.B. bereits verantwortlich für die Inspektion der Küchenabluftleitungen z.B. in Hamburg und somit schon irgendwie in der Lüftungsbranche aktiv. Bei diesem Thema wäre übrigens eine länderübergreifende Richtlinie & Gesetzgebung zielführend, interessiert aber leider kein Mensch.

    Hersteller im Umfeld der Lüftungstechnik haben Schornsteinfeger übrigens schon lange auf dem Schirm und als Zielgruppe erkannt, bilden diese z.B. in der Reinigung von Wohnraumlüftungsanlagen etc. aus. Auch die Dichtheitsprüfung von Lüftungsanlagen & Blower-Door-Tests sind hier ein großes Thema.

    Leider ist die Prüfung der Dichtheit für Lüftungsanlagen nach wie vor nicht gesetzlich verankert (im Gegensatz zur Kamininspektion!), was eigentlich hinsichtlich energetischer und hygienischer Aspekte ein riesiger Skandal ist und die Branche eigentlich vielfach aufschreien müsste. Wundersamerweise wird dies jedoch von den wenigsten, nicht einmal von den Branchenverbänden gefordert.

    Manch Eine/r vergleicht diese Situation und den Zustand der meisten Lüftungsanlagen in Europa sogar mit einem Diesel- oder Fleischskandal der auf die LÜKK zukommen könnte (erstmals gehört beim Vertrauenspreis der CCI 2017) Es bleibt also spannend…Unsere Politik ist bei diesem Thema (daher) ahnungslos und lässt sich lieber mit Ventilatoren ablichten. Ich frage mich (nicht) warum…

    Meine Forderung lautet daher – kein Scherz:
    Kaminfeger, Schornsteinfeger oder -kehrer wie auch immer benannt, zu staatlich geprüften, unabhängigen Dichtheitsprüfern von Lüftungsanlagen auszubilden, um die Energieeinsparungspotentiale und Mehrwerte die nachweislich in dichten Leitungen zu finden sind endlich zu erschließen. Das Ganze auf europäischer Ebene gesetzlich verankert, was in diesem Fall wirklich einmal Sinn machen würde.

    Eine derartige Initiative, die von der Branche, Verbänden und natürlich den relevanten Medien mitgetragen werden müsste, wäre eine win-win Lösung für alle Beteiligten:

    1) Das Handwerk hätte neben der Energieberatung eine weitere Perspektive,
    2) Würde dem Fachkräftemangel in der LÜKK entgegenwirken
    3) die Qualität von Lüftungsanlagen würde ganz ohne Qualitätslabel besser werden,
    4) die Nutzer würden beträchtlich Energie einsparen und
    5) hätten eine bessere Raumluftqualität.

    Was will man eigentlich mehr?
    Ja, ja wir wissen, diese Kisten und Rohre aus Blech interessieren (fast) keine Sa.., ist ja auch nicht so sexy, smart, EC angetrieben, in der cloud und auch keine App.
    Glücklicherweise sehen Eigentümer, Betreiber und immer mehr Anlagenbauer die Thematik der Dichtheit & Energieeffizienz inzwischen etwas anders und erkennen die Potentiale, die in dichten Luftleitungen stecken! Und ja, es meldet sich auch schon der ein oder andere Kaminfeger bei uns!

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