Meinung: Kein Eis im Sommer

Redakteur Grupp macht sich Gedanken zur Treibhausbelastung durch Kälte- und Klimaanlagen.

Ausdehnung des arktischen Meereises von September 2007 im Vergleich zu 2005 sowie dem mittleren Minimum der Jahre 1979 bis 2000. (Abb. gemeinfrei)
In Ausgabe cci Zeitung 13/2016, die am 18. November erschienen ist, schreibt Dr. Manfred Stahl:
„Die gesamte Treibhausbelastung durch den Betrieb der fast 111.800 Kälte- und Klimaanlagen, die mit dem VDKF-LEC-Programm bis Ende 2015 erfasst wurden, beträgt 3.482.000 t (indirekte Emissionen) + 114.341 t (direkte Emissionen) = 3.596.341 t CO2. Davon haben die direkten Emissionen, also die Emissionen von Kältemitteln aus den Anlagen (114.341 t) in die Umgebung, einen Anteil von 3,2 %.
Die Stromaufnahme zum Betrieb der Kälte- und Klimaanlagen trägt also zu 96,8 % zum Treibhauseffekt bei. Es ist ökologisch also viel sinnvoller und nachhaltiger, die Effizienz der Kälte- und Klimaanlagen zu steigern (Erhöhung der Jahresarbeitszahlen), um dadurch Strom zu sparen und somit die CO2-Belastungen zu senken, als durch Sanktionen gute und effiziente Kältemittel zu verbieten.“

Das ist vollkommen richtig. Ergänzen möchte ich einen Punkt, der diese Zahlen veranschaulicht und der sich aus einer im November veröffentlichten Studie des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und des US-amerikanischen National Snow and Ice Data Center ergibt: Für jede Tonne Kohlendioxid, die irgendwo auf der Erde freigesetzt wird, schwindet das sommerliche Meereis in der Arktis um 3 m². Das bedeutet, dass der direkte Treibhauseffekt durch Kältemittelemissionen in Deutschland die Ursache ist, dass im Sommer in der Arktis 0,34 km² Meereis abschmelzen. Der indirekte Anteil sorgt dagegen für das Abschmelzen von 10,45 km². Und um das ins Verhältnis zu setzen: Alleine im Jahr 2007 sind über 1.000.000 km² Eis in der Arktis abgeschmolzen. Ist der deutsche Aufwand in der Klima- und Kältetechnik da wirklich sinnvoll?

Artikelnummer: cci44142

2 Kommentare zu “Meinung: Kein Eis im Sommer

  1. Von Effizienz und Suffizienz geprägt,
    (laut Wikipedia:“In der praktischen Nachhaltigkeitsdiskussion wird Suffizienz komplementär (ergänzend) zu Ökoeffizienz und Konsistenz gesehen. Er wird im Sinne der Frage nach dem rechten Maß sowohl in Bezug auf Selbstbegrenzung, Konsumverzicht oder sogar Askese, aber auch Entschleunigung und dem Abwerfen von Ballast gebraucht.“)
    bauen wir Anlagen, scheinbar nicht mehr für den Nutzen der Menschen, sondern um Energie zu sparen,
    aber fahren Autos, die immer mehr Sprit verbrauchen (jedenfalls in echt, nur nicht auf dem Werbeprospekt.)
    EEG-Umlagen Befreiung für Energieverschwender!
    Keine Überprüfung, dass energetische Inspektionen erfolgt bzw. nicht erfolgt sind.
    An wem liegt diese Situation? Dummheit? Arroganz?

  2. Sehr geehrtes CCI-Team,

    danke für die Zahlen und Daten, auch wenn diese erschreckend sind.
    Wenn Deutschland auf den ersten Blick scheinbar nur einen sehr kleinen Anteil am Abschmelzen der Arktis beträgt, sehe ich uns trotzdem in der Verantwortung dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Ich denke, dass die aufgeführten Zahlen uns weiter sensibilisieren sollten und uns anspornen ehrliche effiziente Anlagentechnik umzusetzen.
    Leider ist das Wissen um effiziente TGA Technik noch nicht weit verbreitet.
    Als fehlendes Wissen in unserer Branche möchte ich z.B. ausführen, dass eine effiziente Anlagentechnik nicht nur aus einem effizienten zentralen Kälteerzeuger besteht, sondern u.a. auch aus einem nachgeschalteten hydraulischen Kälteverteilsystem welches in der Regel nicht richtig hydraulisch abgeglichen wird. Das wäre im Vergleich so, als würden wir in einem Auto einen effizienten Motor einbauen, dummerweise es aber nicht für nötig halten, die 4 Reifen genügend mit Luft zu füllen. Und dann wundern wir uns, dass der Wagen keine „Leistung“ auf die Straße bringt.
    Dies ist nur eines von vielen Gründen warum TGA-Technik nicht effizient betrieben wird.
    Also es gibt noch viel Triviales zu tun, um mit einfachen Mitteln Energie zu sparen und als Vorbildfunktion positiv in die Außenwelt zu wirken.

Schreibe einen Kommentar