Am Abend des 9. Januar fanden 59 Teilnehmer den Weg an die Hochschule Karlsruhe und folgten nahezu anderthalb Stunden den Ausführungen von Claus-Hermann Ottensmeier von Ottensmeier Ingenieure GmbH zum Thema „Regenerative Energien, Einsatz in der ganzjährigen Temperierung (Heizung/Kühlung)“. Doch dann gab es dicke Luft.
Schön sind sie ja, die neuen Fenster – wenn auch mit Schönheitsfehler. Trotz der im Gebäude nicht vorgesehenen mechanischen Lüftung sehen die Zuhörer noch recht fit aus. Claus-Hermann Ottensmeier von Ottensmeier Ingenieure GmbH (vorne links) mit Karl Wieland, Vorsitzender der VDI-TGA Karlsruhe, halten sich ebenfalls wacker – trotz 3.000 ppm am Ende. (Abb. privat) Es war der erste Vortrag in der diesjährigen Vortragssaison der gemeinsam zwischen der Hochschule Karlsruhe, dem VDI-TGA-Bezirksverein Karlsruhe und dem Unterbezirksverein Karlsruhe des Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Vereins (DKV) veranstalteten Vortragsreihe.
Passend zum Thema fand der Vortrag in dem gerade energetisch ertüchtigten Gebäude M der Hochschule Karlsruhe statt. Entgegen jedweder Logik wurde zwar die Fassade durch nachträgliche Dämmung von Hohlräumen und Einbau von neuen Fenstern mit Dreifachverglasung und dreifachen Dichtlippen für den Wärmedurchgang optimiert, allerdings ist diese neue Fassade nun auch völlig luftdicht. Eine mechanische Lüftungsanlage wurde nicht vorgesehen. Laut dem zuständigen Landesbetrieb Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg „können ja die Fenster geöffnet werden“. Dass dies weder im Winter bei niedrigen noch im Sommer bei hohen Außentemperaturen weder energetisch sinnvoll noch (zumindest im Winter) möglich ist, zeigte die Abendveranstaltung deutlich. Am Ende des Vortrags von Claus-Hermann Ottensmeier betrug der CO2-Gehalt der Raumluft nahezu 3.000 ppm. „Wenn Ottensmeier nicht so interessant und lebhaft vorgetragen hätte, wären die Zuhörer sicherlich reihenweise weggeschlummert“, so eine Teilnehmerstimme.
In Kindergärten und Schulen gelten schon seit Langem entsprechende Anforderungen an die Raumluftqualität, die in den meisten Fällen nur durch entsprechende mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingehalten werden. Warum solche Anforderungen für Hochschulen nicht gelten, ist nicht nachvollziehbar. Da es derartige Anlagen auch als nachrüstbare Fensterlösungen gibt, wäre dies relativ einfach auch an der Hochschule Karlsruhe möglich gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die nachfolgenden Gebäude F und M in den Genuss einer entsprechenden Lüftung kommen. Schließlich werden hier die künftigen Techniker ausgebildet, und bei schwindenden Studierendenanzahlen ist vielleicht auch die Luftqualität ein Entscheidungskriterium bei der Studienplatzwahl.
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Liebe Redaktion,
ich halte es leider für keinen Schildbürgerstreich. Ich kenne zwei Schulen, einmal in Würzburg und einmal in Kahl, wo Sanierungen ohne den Bau von Lüftungsanlagen für die Klassenzimmer gemacht worden sind. Das sind bestimmt nicht die einzigen.
Ich glaube vielmehr, dass das Thema bei den Ministeien zwar bekannt ist, denn dort gibt es entsprechende Empfehlungen, doch durch den engen Budgetrahmen die Lüftungstechnik gestrichen wird.
Vielleicht könnten sie eine Umfrage oder eine Recherche machen wie oft so gebaut wurde, bzw. wird.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Förster