Instandhaltung und Prävention im Bauwesen

Viele öffentliche Gebäude sind sanierungsbedürftig: Laut Deutschem Städte- und Gemeindebund sind allein für die Renovierung von Schulen 34 Mrd. € nötig. Es geht aber auch billiger: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat Konzepte entwickelt, mit denen sich die Lebenszyklen von Bauwerken verlängern lassen. Das könnte viel Geld sparen.

cci Branchenticker berichtet regelmäßig über Neuigkeiten aus dem Bauwesen. (Abb. BMWi)
Die Regelwerke für Vergabeprozesse bei öffentlichen Aufträgen unterscheiden Materialien nicht nach deren Leistungsfähigkeit, sondern stellen lediglich Mindestanforderungen. Laut KIT werde stets das kostengünstigste Material eingesetzt, mit fatalen Folgen für die Langlebigkeit von Turnhallen, Abwasserkanälen, Leitungen für die Energieversorgung oder Brücken. Ziel müsse deshalb sein, den geplanten Einsatzbereich und die damit verbundene Beanspruchung eines Materials vorab genau zu analysieren. Auch müsse man bei der Berechnung der Kosten die gesamten Lebenszykluskosten berücksichtigen, nicht nur Planung und Bau. „Dann wird schnell klar, dass es keinen Sinn macht, bei den Materialkosten zu sparen“, so Materialforscher Andreas Gerdes, Leiter des KIT Innovation Hub „Prävention im Bauwesen“ und Professor am Institut für Funktionelle Grenzflächen (IFG). Denn zwar lägen die Kosten beim präventiven Bauen zu Beginn 3 bis 5 % über denen des konventionellen Bauens, aber dafür könne man sich später aufwändige Sanierungen sparen. Ein Beispiel: Pfeiler bestehen aus eingelegten Bewehrungsstäben aus Stahl, die von Beton umhüllt sind. Gerät Streusalz auf den Beton, saugt dieser sich voll. Die Folge: Korrosion des Stahls. Dies könnte leicht verhindert werden, indem man die Betonoberfläche imprägniert. Plus an Lebensdauer: 20 Jahre.

Andreas Gerdes Wenn doch saniert werden muss, plädiert Gerdes für eine penible Zustandsanalyse im Vorfeld. „Dazu sind chemische oder physikalische Untersuchungen am Material notwendig.“ Mit Methoden wie Ultraschall, Bauradar und Röntgen wurde in einem Pilotprojekt für den hundert Jahre alten Viadukt der Waldbahn in Welzheim ein so passgenaues Sanierungskonzept erarbeitet, dass die Gemeinde von den ursprünglich veranschlagten 3,5 Mio. € Erneuerungskosten am Ende weniger als 2 Mio. € aufbringen musste. „Angesichts der schwindelerregenden Summen, die für die Instandhaltung der öffentlichen Infrastruktur notwendig sind, ist das Einsparpotential enorm!“, betont Gerdes. Als „Modellkommune“ betreiben die baden-württembergische Gemeinde Malsch und KIT derzeit gemeinsam die Erneuerung einer Gesamtschule.
 

Artikelnummer: cci59671

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