Dena-Expertenumfrage: Potenzial von Wärmepumpen unklar

Das dena-Team auf der Pressekonferenz (von links): Christian Stolte, Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude, Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Pressesprecher Frank Aischmann. (Abb. © cci Dialog)

Die Deutsche Energie-Agentur (dena), Berlin, hat die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage unter Energieeffizienz-Experten veröffentlicht. cci Branchenticker war per Zoom dabei. Was auffällt: Die Energieeffizienz-Experten gehen viel häufiger davon aus, dass der Zustand von Bestandsbauten gegen den Einsatz von Wärmepumpen spricht, als das laut Feldtests des Fraunhofer ISE möglich ist.

Ziel der Umfrage war es, einen Einblick in die vor Ort geführten Kundengespräche zu bekommen und damit Hemmnisse für einen schnellen Hochlauf von Wärmepumpen zu identifizieren. Im Zeitraum von 27.6. bis 4.7.2022 haben knapp 500 „nachweislich qualifizierte Fachkräfte für Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren“ die Fragen der dena beantwortet. Diese werden demnach seitens der Bauherren am häufigsten (67 %) mit der Frage konfrontiert, ob deren Gebäude für den Einbau einer Wärmepumpe geeignet sind. Mit großem Abstand kommen Fragen nach dem Preis und des Wärmepumpentyps auf Rang 2 (je 28 %), gefolgt von der Frage nach der Wirtschaftlichkeit (21 %).
Doch gerade bei der drängendsten Frage der Bauherren stellt Christian Stolte, dena-Bereichsleiter für klimaneutrale Gebäude, Unsicherheiten auf allen Seiten fest und sagt: „Die Leistungsfähigkeit von Wärmepumpen wird oft noch unterschätzt.“ Jedoch seien viele vermeintliche Hemmnisse lösbar. „Da müssen wir kommunikativ ran“, appelliert Stolte. Konkret geben 72 % der Befragten an, sie kämen bei ihren Energieberatungen regelmäßig bis sehr häufig zu dem Ergebnis, dass aufgrund des baulichen Zustands von Gebäuden der Einbau einer Wärmepumpe nicht in Frage komme, zum Beispiel aufgrund zu hoher Vorlauftemperaturen im Heizsystem. Das weicht jedoch von den Ergebnissen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE ab („Wärmepumpen im Bestand“, siehe unter anderem cci89854). Dazu sagt Stolte: „Aktuelle Feldtests zeigen, dass die Hemmnisse häufig geringer sind als gedacht und oft mit einzelnen überschaubaren Maßnahmen wie dem Tausch von Heizkörpern und Fenstern überwunden werden können.“
Diesen Widerspruch aufzulösen, ist umso dringlicher, da die Umfrage ein sehr großes Interesse an einem großflächigen Einbau von Wärmepumpen als klimafreundliche Heizungstechnik zeigt: Knapp 90 % der mitwirkenden Energieberater geben an, regelmäßig bis sehr häufig nach Wärmepumpen gefragt zu werden. Nach Gas- oder Ölbrennwertgeräten fragen dagegen nur rund 17 % der Kunden regelmäßig bis sehr häufig, nach Holzpellet-Heizungen 43 %. Dazu Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: „Es gibt aktuell kein Nachfrage- sondern eindeutig ein Angebotsproblem.“ Produktion, Einbau sowie Anmeldung der Anlagen bei den zuständigen Netzbetreibern müssten massiv beschleunigt werden. Dafür brauche es binnen zwei Jahren mehr Fachkräfte.
Befragt, was sich die Energieberatenden zur Unterstützung wünschen, rangieren laut rund 330 Freitextantworten folgende Themen auf den ersten drei Plätzen: technische Hotline für Beratende (12 %), realistische Praxiswerte zum Einbau und Betrieb einer Wärmepumpe (9 %), herstellerunabhängige Informationen und Schulungen (8 %).

Aus der Umfrage leitet die dena folgendes Fazit ab:
– Es gibt derzeit eine sehr hohe Nachfrage nach Wärmepumpen. Die Angebotsseite wird auf die hohe Nachfrage reagieren. Es ist wichtig, die Nachfrage auch perspektivisch stabil zu halten.
– Die Kosten für den Einbau und Betrieb von Wärmepumpen sind wichtige Themen für Hauseigentümer. Dies kann nicht ausschließlich über Förderung gelöst werden. Hersteller müssen dazu weiter an Vereinfachungen und Innovationen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung arbeiten. Auch die Effizienz beim Betrieb von Wärmepumpen muss regelmäßig überprüft werden.
– Energieberatung und individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) sind geschätzte und zielführende Instrumente, um Bauherren bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe zu unterstützen.
– Zum Abbau von Unsicherheiten ist auf allen Seiten – bei Bauherren, Planenden und Umsetzenden – eine bessere Information notwendig. Für Fachakteure ist eine Qualifikationsoffensive erforderlich.

Zur dena-Umfrage „Wärmepumpe in der Energieberatung“ geht es hier.

cci180901

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