Leserstimmen: Luftreiniger-Flaute, HOAI-Reform, Küchenlüftung und politische Schocks

(Abb. © tadamichi/stock.adobe.com)

Der Kommentar zum Einsatz mobiler Luftreiniger hat unsere Leser beschäftigt. Genauso wie der laufende Novellierungsprozess der HOAI, die Auslegungsgrundlagen für die maschinelle Küchenlüftung und erneut die gefährdete Planungs- und Fördersicherheit bei Wärmepumpenprojekten. Nachfolgend die Leserkommentare zu Meldungen in cci Branchenticker.

„Warum ist bei Luftreinigern die Luft raus?“ hat sich Torsten Wiegand in seinem Kommentar vom 11. Dezember gefragt (siehe cci287898). Ein kürzlich erschienener Richtlinienentwurf zu Luftreinigern hatte bei ihm die Frage aufgeworfen, ob die Geräte nach Ende der Corona-Pandemie überhaupt noch zum Einsatz kommen. Ein Branchenumfrage zeigte jedoch, die Nachfrage nach mobilen Luftreiniger ist stark zurückgegangen, viele Geräte sind nicht mehr in Betrieb.

Hierzu schreibt Christian Fieberg, Professor für den Fachbereich Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen: „Wer längere Zeit mit einem laufenden Luftreiniger im Raum saß, weiß, dass viele Geräte zu laut sind. Wir messen den Schalldruckpegel der Geräte weiterhin im Praktikum und sensibilisieren die Studierenden für die Anforderungen an gute Luftreiniger. Einige Städte und Kommunen denken über eine Entsorgung der Geräte nach. Da werden vermutlich tausende (!) von Geräten verschrottet, die oft neuwertig sind und mit EC-Ventilatoren betrieben werden, die vor zwei bis drei Jahren händeringend gesucht wurden. Aktuell ist an der Westfälischen Hochschule ein Gruppe von Studierenden dabei, mögliche ‚Second Life‘-Optionen der Geräte zu prüfen. Das Interesse der angefragten Städte ist da auf jeden Fall gegeben.“

Die Meldung „Vorgezogene Bundestagswahl verzögert HOAI-Reform“ (siehe cci287901) greift die laufende Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) unter den veränderten politischen Randbedingungen auf. Diese war am 5. Dezember auch Teil der AHO-Herbsttagung. Der Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung (AHO), Berlin, hat sich zur Mitgliederversammlung im Ludwig-Erhard-Haus in Berlin eingefunden und unter anderem über die neue HOAI gesprochen, die eigentlich im nächsten Jahr verabschiedet werden soll. Macht das Aus der Ampelkoalition der HOAI-Novelle nun einen Strich durch die Rechnung?

Daraufhin hat sich Reinhard Siegismund zu Wort gemeldet: „Ein Mangel an den Gebührenordnungen, wie HOAI und JVEG (Honorar für Sachverständige), ist, dass diese sich an den Notwendigkeiten der Vergangenheit orientieren und vereinbarte Honorare dann für die Dauer der Bearbeitung oft mehrere Jahre, für die Zukunft gelten. Bei der HOAI wird dies ein wenig durch die „anrechenbaren Herstellkosten“ ausgeglichen, bei der JVEG nicht. – Ich erlebe es als Sachverständiger immer wieder, dass Planer auf die HOAI Nachlässe gewähren oder Teilleistungen, die geleistet wurden, nicht berechnet wurden. Es gibt Planungen für die gesamte Technik von Reinräumen für die Honorarzone II unterer Satz vereinbart wurden, obwohl es hier wirklich hohe Anforderungen an alle Einzelheiten der Technik gab. – Wie soll dann den Planern die Zeit gegeben werden, alles detailliert und sorgfältig zu entwerfen, rechnen, Alternativen bedenken? Am Ergebnis sieht man dann; hier fehlte es an Zeit für eine gute Bearbeitung! Für die Anforderung der Auftraggeber mangelfreie Leistungen zu erhalten, darf bei der Beurteilung der Leistungen der Zeitmangel des Planers nicht berücksichtigt werden. – Zugegeben: Als SV sieht man eher die negative Auslese. Wie wäre es, wenn die Verbände, z.B. der AHO, einfach die notwendigen Regeln für die Kosten von Planungen veröffentlichen, und wer kann, bietet nach diesen an. Zumindest die richtige Honorarzone für bestimmte Anforderungen vorgeschlagen werden und auch, dass hier ein mittlerer oder der obere Satz der Honorarzone empfohlen wird. Dies zu begründen, kann doch von dem Verband formuliert werden und man überschreitet nicht die HOAI.“

Im Beitrag „Auslegungsgrundlagen für die maschinelle Küchenlüftung“ (siehe cci287933) in cci Wissensportal geht es um gewerbliche Küchen. Dort fließt nur ein Teil der eingesetzten Energie in die Zubereitung von Speisen. Der Rest geht in die Küchenluft. Doch angereichert mit fetthaltigen Aerosolen, Wasserdampf und Geruchsstoffen ist diese nicht nur im Sinne der Arbeitsschutzvorschriften bedenklich, sondern tatsächlich auch brandgefährlich.

Sven Rentschler hat daraufhin unter der Überschrift „Vollmundige Versprechungen oder die Realität der Küchenlüftung?“ Folgendes geschrieben: „Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel ‚Auslegungsgrundlagen für die maschinelle Küchenlüftung‘ gelesen. Dabei ist mir ein Aspekt besonders ins Auge gefallen, den ich für diskussionswürdig halte: die Gestaltung der Lamellenabstände in Wärmeübertragern. Ihr Hinweis, dass im Hinblick auf fetthaltige Aerosole die Lamellenabstände in Hochleistungs-Kreislaufverbundsystemen (HKVS) mit 3,5 mm relativ groß gewählt werden müssen, ist technisch nachvollziehbar und unterstreicht die Herausforderungen, die in der Praxis auftreten. Es wirft jedoch zugleich eine provokante Frage auf: Wie verträgt sich diese Realität mit den oft vollmundigen Versprechungen vieler Hersteller von Lüftungsdecken und Küchenhauben?
In den Marketingmaterialien wird stets von Abscheideleistungen gesprochen, die nahezu die Perfektion suggerieren – 99,9999 % der fetthaltigen Aerosole werden angeblich zuverlässig abgeschieden, und der Rest wird durch UV-C-Magie in harmlose ‚weiße Flugasche‘ verwandelt. Man könnte fast glauben, die Küchenabluft sei so rein wie Bergluft. Doch wenn diese Versprechungen tatsächlich der Realität entsprächen, warum sind dann spezielle Vorkehrungen wie größere Lamellenabstände überhaupt notwendig, um ein Verstopfen der Wärmeübertrager zu vermeiden? Dieser Widerspruch zwischen Versprechen und Praxis lässt vermuten, dass viele Aussagen über die Leistungsfähigkeit von Abscheidesystemen eher Wunschdenken oder Marketingstrategien entspringen als belastbaren, unabhängigen Tests. Denn wären die Abscheider tatsächlich so effektiv, wie behauptet, dürfte es in der Abluft doch kaum noch Aerosolbelastung geben, die Probleme für Wärmerückgewinnungssysteme verursacht.
Natürlich verstehe ich, dass ein gewisser Pragmatismus in der Planung und Auslegung notwendig ist. Doch sollten wir nicht auch ehrlicher gegenüber Planern und Betreibern sein? Es scheint, dass die Branche dringend mehr Transparenz und realistische Leistungsversprechen braucht. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass technische Lösungen in der Praxis scheitern, weil die Planer auf ‚magische‘ Abscheideversprechen vertraut haben, die sich später als haltlos erweisen.
Ihr Artikel hat einen wichtigen Aspekt der Küchenlüftung sehr gut beleuchtet. Ich möchte jedoch anregen, diesen Diskurs weiter zu vertiefen und auch die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis – insbesondere im Bereich der Abscheidungstechnologie – kritisch zu hinterfragen. Denn am Ende des Tages geht es nicht um Marketing, sondern um funktionierende Lösungen für eine saubere und sichere Küchenluft.“

Darauf hat Dennis Rösing, einer der Autoren des Fachbeitrags und Projektmanager bei der Wolf GmbH geantwortet: „Moin, vielen Dank für die Rückmeldung. Das Thema ist immer offen für Diskussionen in allen Bereichen der Gewerblichen Küchenlüftung. Ich denke aber auch, hier sind alle gefragt, die mit dem Thema zu tun haben. Ehrlichkeit ist ein wichtiges Thema auch in Bezug auf Vertrauen in der Technik und ganz wichtig zur Person. Zaubern können wir alle nicht, aber wir können ehrlich mit dem Thema umgehen. Vielleicht sollten die Hersteller ihr Problem mit der Luftmenge und der Geschwindigkeit am Abscheider mehr offenlegen! Denn ein Großteil der Betreiber, Planer und Anlagenbauer, wissen gar nicht, wie groß dieses Problem ist. Ach, nehmen wir einen 3 Stufen- oder doch lieber ein 5 Stufenschalter? Oder gibt es nur An/Aus? Denn kein Koch der Welt kann die Luftmenge bestimmen, die er gerade benötigt. Aufklärungsarbeit ist hier wichtig!“

In seinem Kommentar „Politische Schocks für die Wärmepumpenbranche“ (siehe cci285337) vom 20. November hat Dr. Manfred Stahl das Diskussionspapier „Neue Energie-Agenda für Deutschland“ von CDU/CSU aufgegriffen. Die Unionsparteien kündigen darin an, im Fall einer Regierungsbeteiligung an, das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die damit einhergehenden Förderprogramme erheblich ändern zu wollen. Daraufhin hatte Förderexperte Marcel Riethmüller geschrieben: „Die aktuelle Unsicherheit in der Förderpolitik sendet ein fatales Signal an die Industrie, die auf Basis politischer Zusagen massiv in Technologien wie Wärmepumpen investiert hat. Unternehmen, die Milliarden in den Ausbau ihrer Kapazitäten gesteckt haben, dürfen nicht im Regen stehen gelassen werden.“ Auch Lars Keller, Wärmepumpen-Referent bei cci Schulung, hatte sich gemeldet und sich gefragt, warum eine Technik, die seit Jahrzehnten im Einsatz ist, mit bis zu 70 % gefördert werden muss? „Bei korrekter Installation laufen die Kisten genauso gut durch wie eine Gastherme. Die Preise beim Endkunden sind ziemlich gleich geblieben, die Förderung kommt oft nicht an. Gleiches war beim vorherigen Förderprogramm festzustellen (…). Auch wenn ich mir mit diesen Kommentar in der Branche nicht nur Freunde machen werde, sollte meiner Meinung nach trotzdem die Fördersituation diskutiert werden können. Es wäre zu schade, wenn wir mit der Wärmepumpe verbrannte Erde hinterließen.“
Auch Dirk Lind hatte sich geäußert: „Hallo Herr Stahl, ich habe ihren Artikel gelesen und bin im Sinne der Nachhaltigkeit nicht ganz bei Ihnen. Seit 25 Jahren mache ich nun Energieberatung und möchte zu beachten geben dürfen: Derzeit rechnen sich Wärmepumpen zwar schön, ist der eigentliche CO2-Bedarf im Betriebsfall dabei wahrheitsgemäß abgebildet? Ich hege da Zweifel, wenn zum Heizen alle Wärmepumpen angehen und die Lasten über Kohlekraftwerke geliefert werden müssen weil es mindestens zeitliche, örtliche und Verteilungs-Diskrepanzen bei der Bereitstellung erneuerbarer Energieströme und dem Bedarf an Leistungen gibt.“

Der neuste Kommentar hierzu stammt von Arne Bast. Er schreibt: „Ach Herr Dr. Stahl, wo soll ich anfangen? Ob wir das Ziel „Klimaneutralität“ 2045 oder 2050 reißen werden ist ja eigentlich gar nicht mehr wichtig. Das Verbrennen fossiler Bodenschätze zum Beheizen von Gebäuden bleibt der gute alte Holzweg. Klimaneutrale „Brennstoffe“ irgendwann mal in einem Maßstab zur Verfügung zu haben, um damit den gesamten Heizbedarf zu decken …, das glaubt doch niemand wirklich, oder irre ich da? Wenn uns das Fernziel „Klimaneutralität“ irgendwann in weiter Ferne erreichbar scheint, führt doch kein Weg an der Wärmepumpe vorbei. Schade, dass dieses Thema von der Politik nicht verstanden, von der Kundschaft nicht gesehen und von der Heizungsbranche nicht wirklich gewollt wird.“

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