Meine Familie und ich haben über die Osterferien Freunde in Südfrankreich besucht, die uns berichteten, dass sie bald eine neue Wärmepumpe bekommen werden. Die alte sei jetzt über 20 Jahre alt und es sei an der Zeit für ein moderneres, effizienteres Gerät. Ich war darüber sehr überrascht, weil es zeigt, wie sehr wir in Deutschland beim Thema Wärmepumpen zurückliegen.
Wir haben uns dann auch über die Gründe für die damalige Entscheidung pro Wärmepumpe unterhalten: Ein Gasanschluss war nicht vorhanden und Ölheizungen sind in Frankreich wenig verbreitet. Deren Anteil liegt bei nur 13 %, in Deutschland ist er doppelt so hoch. Also war die Entscheidung für eine Wärmepumpe mehr als verständlich. Dazu kommen noch die niedrigen Verbrauchskosten. Aktuell liegt der Strompreis in Frankreich bei knapp der Hälfte im Vergleich zu Deutschland, wobei beide Länder die Preise subventionieren.
Was der Faktor „billiger Strom“ ausmacht, kann man wunderbar in Norwegen beobachten. Mehr als 1,4 Millionen Wärmepumpen sind dort im Einsatz, der Marktanteil bei Privathaushalten beträgt 60 %. Die Regierung in Oslo baute zwar auch Druck auf die Hausbesitzer auf und hat den Einbau neuer Ölkessel seit 2020 verboten, daneben ist fossile Energie in dem ölreichen Staat hoch besteuert. Doch nicht nur Verbote und Steuern dürften die Norweger überzeugt haben, sondern ein anderer entscheidender Faktor: Durch den hohen Anteil an Wasserkraft ist Strom unschlagbar günstig und kostet im Schnitt nur vier Cent für Privatkunden. So lässt sich dann auch ein nicht optimal gedämmtes Gebäude verschmerzen.
Das Beispiel Norwegen zeigt sehr gut, wie die Energiewende in Deutschland zügig und ohne massiven Druck vom Gesetzgeber gelingen kann. Strom muss günstig und in ausreichendem Maße vorhanden sein, dann steigen die Menschen aus eigenem Antrieb auf die Wärmeerzeugung durch Strom um.
Beim aktuellen Strommix in Deutschland mit einem hohen Anteil an teurer, fossiler Energie, insbesondere nach dem endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie, bleibt da noch viel zu tun: Der Turbo bei den regenerativen Energien muss zünden, aber gleichzeitig sollten Steuern und Abgaben auf den Strompreis auf ein Mindestmaß reduziert werden.
Ich wünsche Ihnen noch eine gute Woche. Bleiben Sie gesund!
Ihr Florian Fischer
florian.fischer@cci-dialog.de
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Hier werden Äpfel mit Birnen und sogar mit Erdbeeren verglichen. Ich vermisse immer wieder eine echte Aufklärung über den sinnvollen Einsatz von Wärmepumpen. Ich habe interessehalber gerade mal bei Daikin reingeschaut. Es werden Luft/Luft-Wärmepumpen angeboten. Das sind die normalen sogenannten Klimaanlagen (Splitanlagen). Luft/Wasser-Wärmepumpen werden als Zusatz zu bestehenden Gas/Öl-Heizungen mit Ergänzung durch Solar für die WW-Bereitung angeboten. Weitere Artikel zum Einsatz von Wärmepumpen in Norwegen weisen darauf hin, dass Anlagen mit Brunnensonden genutzt werden und dass Strom etwa 4 Ct/kW genutzt werden kann. In Deutschland höher als 30 Ct/kW. In den nordiechsne Ländern wird traditionell mit Elektro geheizt, weil Strom preiswert ist. Wo bleibt der Vergleich mit Deutschland, wo traditionell mit Öl und dann staatlich mit gefördert mit Gas geheizt wird. Bis vor Kurzen sollten wir auf Klein-BHKW umsteigen, das wurde ebenfalls gefördert. Ein falscher Weg. Es ensteht der Eindruck, dass Fördergelder ohne besonderen Hintergrund und nur aus politischer Sicht gegeben werden. Ob die Förderung sinnvoll ist, stellt sich dann von alleine raus …