Meinung: Normen frei für alle

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Thomas Reuter (Abb. © cci Dialog GmbH)

Immer wieder wenden sich Leser unserer Medien an uns mit Fragen zu speziellen Normen und Regelwerken der LüKK: Ob zur Wohnungslüftung, zu Kältemitteln oder auch beim Thema Brandschutz – überall gibt es bindende Vorschriften. Doch wie kommt man eigentlich an diese wichtigen technischen Regeln? Ich meine, dass diese besser zugänglich gemacht werden sollten.

In einer Leserfrage ging es beispielsweise um den Geltungsbereich von VDMA-Regelwerken und damit verbundene gesetzliche Anforderungen. Zwei Leser verwiesen darauf, dass diese Regelwerke des VDMA im Grunde die allgemein anerkannten Regeln der Technik widerspiegeln, gesetzliche Regelungen darüber hinaus aber auch zu beachten sind. Beim Deutschen Institut für Normung (DIN) heißt es: „Die Anwendung von DIN-Normen ist grundsätzlich freiwillig. Erst wenn Normen zum Inhalt von Verträgen werden oder wenn der Gesetzgeber ihre Einhaltung zwingend vorschreibt, werden Normen bindend.“ Allerdings könnten sich kleinere Betriebe und Planungsbüros diese „teuren Normen“ gar nicht immer leisten, denn deren Volltext muss beim Herausgeber der Normen kostenpflichtig erworben werden.

Dies führt wiederum, wie ein Leser und Sachverständiger meint, zu folgender Lage: „Die Ersteller einer Norm arbeiten unentgeltlich und trotzdem kosten manche Normen über 5 € pro Seite. Deswegen wird oft auch ‚illegal‘ kopiert und damit sinkt auch der Umsatz des Verlages.“ Das ist eine unbefriedigende Situation, die in der LüKK immer wieder zu Fragen nach dem richtigen „Wie“ führt. Daher meine ich, dass zumindest die Entwürfe von DIN-Normen und anderen normativen Texte unbedingt frei angeboten werden sollten – so wie das beim VDMA bereits praktiziert wird. Die in ihnen steckende Arbeit muss natürlich angemessen entlohnt werden, allerdings sollte diese nicht auf Kosten eines stark eingeschränkten Zugangs geschehen – es müssen andere Arten der Monetarisierung gefunden werden. Zum Beispiel könnte bei Bauvorhaben, in denen bestimmte Normen angewendet werden und bindend sind, ein Kostenanteil für die Normenerstellung vorgesehen werden. Denn die in den Normen behandelten Sektoren wie Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik, MSR-Technik sowie Brandschutz sind viel zu wichtig und zu bedeutend in der LüKK.

Ihr Thomas Reuter
thomas.reuter@cci-dialog.de

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7 Kommentare zu “Meinung: Normen frei für alle

  1. Hallo zusammen. Alle sechs Vorredner haben das gleiche Problem und dazu sollte endlich eine Lösung gefunden werden. Es sollte eigentlich zum Werkzeug gehören (wie schon Herr David Burkhardt erwähnt hat) und damit bei jedem Bauobjekt ob groß oder klein, ob Handwerker, Sachverständiger oder Planer die Kosten für die Normen-VDI-VDMA etc. für die einzelnen Arbeitsgänge aufgeschlüsselt und berechnet werden. Somit hat doch jeder (im Dschungel der Normen etc. die Ständig neu angepasst werden ob richtig oder falsch) eine Planungssicherheit, ob als Verbraucher oder Unternehmer. Für uns als Sachverständigen würde auch dabei die Arbeit etwas erleichtert und im Vorfeld können Unstimmigkeiten mit den Parteien ausgeräumt werden. Mehr Transparenz für die Kostenverteilung wäre hierdurch klar gestellt. Das bauen wird damit zwar nicht kostengünstiger aber wir würden endlich einmal in den einzelnen Gewerk mehr Klarheit bekommen. Ob uns das gelingt, hängt auch viel von den Verbänden aber auch von uns selbst ab. In dem wir jetzt anfangen und die Pos: Normen und Richtlinien mit in das Angebot samt Kostendarstellung darstellen. 👍
    Olaf Mayer(SV)

  2. Guten Morgen, ich werde mich kurzhalten.
    Früher gab es weniger Regeln dafür einen inneren Kompass, der uns richtig und falsch aufzeigte. Wenn die neue Welt von „vielen“ Regeln bestimmt wird, dann sollten diese Regeln auch für alle frei zugänglich sein. Das Motto „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!“ ist für mich ein falscher Ansatz. Letztendlich geht es auch um Kosten und Angebotspreise. Einer versucht vieles einzuhalten und der andere macht einen günstigen Preis – finde den Fehler. Ich hoffe, mit den wenigen Zeilen meine Gedanken transportiert haben zu können.
    Ralf Weikert

  3. Ja, liebe Kollegen, dass ist auch voll meine Meinung. Wenn Entwürfe, nicht nur beim VDMA, kostenlos herunterkladbar, wäre das schon ein erster Fortschritt. Aber anwenden soll man dann aber den Weißdruck. Von vielen VDMA-Regeln habe ich nur den Entwurf und hoffe das dieser fast vollständig dem Weißdruck entspricht.
    Als Sachverständiger darf ich, wenn ich die Norm für ein Gutachten brauche, diese kostenlos, d.h. nur Kopieraufwand, in einer Auslegestelle kopieren. Aber als früherer Planer finde ich die Preispolitik ungerecht. Immer wieder stelle ich bei Rechtsstreitigkeiten fest, dass ein Planer eine neuere Norm, oft bei einer Kleinigkeit aber manchmal mit großer Auswirkung, nicht beachtet hat. Insbesondere kleinere Ingenieurbüros werden sich die ständigen Neuerscheinungen von Normen auch nicht leisten können. Und das betrifft sicher auch den Handwerker.
    Das die Mitarbeit an Normen nicht bezahlt wird, führt dazu, dass vor allem die durch die Norm betroffenen Hersteller intensiv mit arbeiten und Freiberufler kaum vertreten sind. Die Mitarbeit der Hersteller ist gut und wichtig – ohne diese geht es nicht, aber die weiteren durch die Norm betroffenen Berufe müssen mitwirken können und sich das leisten können. Die Vertreter der Hochschule erhalten ihr Gehalt und bekkommen die Spesen ersetzt. – Bei einer internationalen Sitzung zu einer ISO-Norm berichtete mir ein TGA-Planer aus Frankreich, dass sein Aufwand vom Staat teilweise bezahlt wird. Bei EN und ISO-Normen ist oft erschwerend, dass bei der Diskussion Mirtwirkende, deren Muttersprache englisch ist, sich besser durchsetzen. Esperatoto – eine Sprache die leicht erlernbar ist – hat sich leider bisher da nicht durchgesetzt. – Wir brauchen eine Lösung wie die Erstellung einer Norm finanziert wird und wer diese Normen zu geringen Kosten erhält. Vielleicht wäre dann die Beschränkung auf Herausgabe nur als pdf-Datei eine erste kleine Hilfe. Wenn man Gesetze im Internet kostenlos herunterladen kann, warum sollte das nicht auch für unsere Regelwerke möglich sein? Regelwerke einiger Verbände sind alle oder zum Teil bereits im Netzwerk herunterladbar.

    1. Herr Siegismund hat meiner Meinung nach die eigentliche Problematik treffend wiedergegeben.
      Wenn die Mitwirkung an Normen nicht vergütet wird, werden Fachleute an Normen nur Mitarbeiten, wenn sie von ihren Arbeitgebern (Hersteller, Institute, etc.) dorthin entsendet werden.
      Dadurch dass in der DACH-Region die Kosten auf die Teilnehmer der Normenkomitees und deren Arbeitgeber abgewälzt werden, sinkt die Bereitschaft zur Mitarbeit. Das hat wiederum die Folge, dass wir in den europäischen Gremien unterrepräsentiert sind und somit immer mehr EU-Richtlinien vorgesetzt bekommen, die nicht ganz in unserem Sinne sind.
      Warum ist es in einem Land wie Deutschland nicht möglich, dass interessierte Fachleute an Normen mitarbeiten und der Einsatz von der öffentlichen Hand vergütetet wird. Wenn dann noch Normen für eine überschaubare Pauschale zum Download bereit stehen, wäre uns allen geholfen. Ich sehe hier den Staat in der Pflicht, da sonst zukünftig noch mehr Normen von stark vertretenen Ländern oder potenten Herstellern gestaltet werden und nicht von den besten Fachleuten und Experten.
      Harald Luger, Walter Bösch GmbH

  4. PS: Der cci könnte doch mit gutem Beispiel vorangehen und die guten Zusammenfassungen zu neuen Technischen Regeln nicht nur den kostenpflichtigen Abonnenten zugänglich machen, sondern für alle gratis freischalten. So könnten sich wirklich alle Interessierten gratis informieren, welche Technische Regel für ihren Berufsalltag notwendig sind und welche nicht.
    (Vermutlich sind aber die Autoren der Zusammenfassungen auch froh, wenn sie mit ihrer Arbeit noch etwas verdienen über die Abos.)

  5. Guten Tag.
    Ich lebe und arbeite zwar in der Schweiz in einem Gebäudetechnik-Planungsbüro, darf aber sagen, dass bei uns die Situation genau gleich ist wie in Deutschland.
    Als (unbezahlter) Mitarbeiter in diversen Richtlinienprojekten von DIE PLANER, SWKI (vergleichbar mit dem VDI im TGA-Bereich), aber auch als teilweise vom Bund bezahlter Sachbearbeiter in einzelnen Normenprojekten des SIA (vergleichbar mit dem DIN im Bereich Bauwesen), arbeite ich neben der Planung mehrere Hundert Stunden pro Jahr für Technische Regeln.
    Als im Nebenamt tätiger Lehrbeauftragter an einer Fachhochschule kenne ich den Vorteil der Dozierenden und Studierenden einer Campus-Lizenz für alle massgeblichen Normen und teilweise auch Richtlinien.
    Der Wunsch nach „Gratiszugang“ wird auch immer wieder an mich getragen. Ich verstehe das nur bedingt, weil die Gratismentalität („Geiz ist geil“) auf verschiedenen Ebenen gesellschaftlich fortschreitet, auf der anderen Seite die Bereitschaft, sich mehrere Jahre im Normen- und Richtlinienwesen in Fron zu engagieren eher abnimmt.
    Das gleiche passiert seit Jahren im Musik- und Filmbusiness, oder auch bei der Literatur. Leider denkt dabei fast niemand mehr an die Künstler:innen, Autor:innen, Übersetzer:innen, Druckleger:innen, Lektor:innen, Administrator:innen usw. wie sie auch beim Beuth-Verlag an DIN/VDI/VDMA-Publikationen arbeiten und froh sind, wenn sie für ihre Arbeit einen Lohn erhalten.
    Wie bei uns in der Schweiz können sie in Deutschland an den öffentlich zugänglichen Hochschulbibliotheken alle DIN- und VDI-Regeln einsehen. Die DIN-Normentwürfe sind soviel ich weiss gratis online einsehbar. Leider sind die Gründrucke des VDI kostenpflichtig; das ist bei uns in der Schweiz anders mit den SIA- und SWKI-Regeln (siehe z. B. http://www.sia.ch/vernehmlassung). Entwürfe sollten meiner Meinung nach gratis zugänglich sein. Aber ich kenne Leute, die deshalb nur mit Entwürfen arbeiten und sich die finalen gültigen Dokumente „sparen“.
    Einmal mehr wird hier auch wieder verwechselt zwischen Vorschriften (Gesetzen, Verordnungen) und Technischen Regeln. Die sind zum grössten Teil nicht in Vorschriften eingebunden und grundsätzlich freiwillig in der Anwendung. Jedoch werden sie über Dienstleistungs- oder Werkverträge auf privatwirtschaftlicher Ebene (bei Ihnen über die VOB) verbindlich für die Vertragspartner. Gesetzliche Vorschriften sind in der Schweiz (wie bei Ihnen) jedoch immer gratis zugänglich.
    Zum Schluss eine rhetorische Frage an alle, die sich nicht bei der Erarbeitung von Normen und Richtlinien engagieren und gerne gratis Zugriff auf diese hätten: Soll ein Handwerker auch gratis sein Werkzeug im Baumarkt erhalten?
    Normen und Richtlinien sind unsere „Werkzeuge“ für die Planung, Errichtung und den Betrieb von TGA-Anlagen. Egal ob grosse oder kleine Firmen: Kosten für die im Alltag notwendigen Werkzeuge müssen irgendwann auf die Kunden abgewälzt werden. Das macht ein Dachdecker indirekt mit seinem Hammer auch.
    Freundliche Grüsse aus der Schweiz!

  6. Guten Morgen,

    ich denke auch, dass die Normen leicht zugänglich sein sollten, wenn sie befolgt werden sollen.

    Die Preise sind exorbitant.

    Dies ist tatsächlich die beste Abschreckung für jeden, der bereit ist, sie zu berücksichtigen.

    Der Großteil der Ausgaben sollte aus anderen Quellen gedeckt werden.

    MFG

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