Meinung: Nur Luft „pürieren“ reicht nicht aus!

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Katja Heil (Abb. © cci Dialog GmbH)

Vor zwei Wochen kam meine 13jährige Tochter von der Schule nach Hause mit dem Ausruf: „Mama, stell dir vor, wir haben jetzt endlich einen Luftpürierer!“ Einen bitte was?

Sie meinte einen Luftreiniger, der nun in ihrem Klassenzimmer steht. Auf meine Nachfrage, ob er denn auch leise sei und sie weiterhin trotzdem fleißig lüften würden, war die Antwort auf die erste Frage „Ja!“ und auf die zweite Frage: „Nö, wir lüften jetzt fast gar nicht mehr, obwohl auf dem Gerät „Regelmäßig lüften!“ steht.“ Ich hatte es befürchtet, denn als Redakteurin für LüKK-Themen weiß ich, dass das alleinige Aufstellen eines Luftreinigers nicht ausreicht, um das Infektionsrisiko mit Viren, wie zum Beispiel dem Corona-Virus, nachhaltig zu senken.
Auch das Umweltbundesamt (UBA) und eine experimentelle Untersuchung zum Infektionsrisiko in Klassenräumen in Stuttgarter Schulen, die im vergangenen Jahr von der Universität Stuttgart an zehn Schulen durchgeführt wurde, kommen zu dem Ergebnis, dass mobile Luftreinigungsgeräte die Notwendigkeit für das Lüften nicht ersetzen können. cci Branchenticker und cci Wissensportal berichteten bereits im vergangenen Sommer darüber. Was also ist zu tun, um hier das Bewusstsein zu schärfen, dass Lüften weiterhin notwendig ist? Wir wollen doch nicht, dass unsere Kinder und ihre Lehrer und Erzieher sich hier in einer falschen Sicherheit wiegen, es weiterhin zu vielen vermeidbaren Corona-Infektionen in Kitas und Schulen kommt und zudem die Wirkung der Geräte deshalb angezweifelt wird. Hier gibt es Handlungsbedarf. Die CO2-Konzentration in Räumen darf nicht über 1.000 ppm liegen, denn sonst ist nicht nur die Ansteckungsgefahr sehr hoch, auch können Kopfschmerzen und Konzentrationsverlust die Folge sein. Deshalb sollte ein Luftreinigungsgerät grundsätzlich immer mit einer CO2-Ampel kombiniert werden, die Alarm schlägt, wenn die CO2-Werte im Raum die kritische Grenze erreichen. Spätestens dann muss gelüftet werden. Diese Kombination müsste grundsätzlich vorgeschrieben sein, das würde das Handling für alle Beteiligten vereinfachen. Am besten wäre es außerdem, wenn Lehrer und Erzieher nach dem Aufstellen eine kleine Einführung in die Bedienung bekommen würden. Dies könnte zum Beispiel zentral in einer Informationsveranstaltung für alle Beteiligten geschehen. Dann müsste der Techniker nur einmal die wichtigsten Funktionen des Luftreinigers sowie der CO2-Ampel erklären und das Lüftungsverhalten erläutern. Denn sonst ist, was gut gemeint war und Geld gekostet hat, fast wirkungslos.
Eigentlich ist es ja eine gute Nachricht, die meine Tochter da nach Hause gebracht hat und lässt für den nächsten Herbst auf einen entspannteren Schulalltag hoffen. Endlich sind die Fördergelder eingesetzt und Geräte angeschafft worden, nur leider reicht Hinstellen und Einschalten hier nicht aus.
Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema, ich würde mich freuen, von Schulen und Kitas zu hören, die ihre Angestellten in Sachen Luftreiniger und CO2-Ampel informiert und angeleitet haben.

Herzliche Grüße
Katja Heil
katja.heil@cci-dialog.de

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Ein Kommentar zu “Meinung: Nur Luft „pürieren“ reicht nicht aus!

  1. Richtig, Frau Heil,
    leider ist in der Bevölkerung der Unterschied zwischen Lüftungsgerät und Luftreiniger schwer zu vermitteln. Hinzu kommt noch, dass die Aussage, das Gerät sei leise, zwar positiv klingt, aber dennoch kritisch zu sehen ist. Es handelt sich hier entweder um einen großen hochwertigen und damit tatsächlich leisen Luftreiniger oder aber um ein einfach leise gestelltes Gerät, d. h. um ein Gerät dessen Luftvolumenstrom so lange heruntergedreht worden ist, bis es eben leise genug war. Diese Technik der „Einregulierung von Lüftungsanlagen“ ist uns tatsächlich auch sogar schon in einer gewerblichen Küche begegnet. Von einer ausreichenden Wirksamkeit kann dann natürlich keine Rede mehr sein.
    Peter Rietschel, BGN

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