Wenn ich mal zusammenzählen würde, wie viele Artikel wir bei cci Dialog bereits zum Thema Lüftungstechnik in Schulen veröffentlicht haben, käme ich auf eine gut dreistellige Anzahl. Besonders während der Pandemie stand die Luftqualität in Bildungseinrichtungen im vollen Fokus, auch in Massenmedien.
Konsens war: Unsere Kinder müssen unbedingt vor luftgetragenen Infektionen beschützt werden und brauchen eine hohe Raumluftqualität zum Lernen. Und jetzt, nachdem die Pandemie für beendet erklärt wurde?
Es ist leise(r) geworden rund um das Thema Raumluftqualität in Bildungseinrichtungen. Das stelle ich nicht nur bei der redaktionellen Arbeit fest, auch wenn ich mich im privaten Bereich austausche, wirkt das so auf mich. In einem Münchner Gymnasium wurden während der Pandemie flächendeckend CO2-Ampeln in den Klassenräumen installiert, mittlerweile sind die Geräte allesamt abgeschaltet. Niemand interessiert sich (mehr) für deren Meldungen über die Luftqualität. Ob grün, gelb oder rot, Lehrer und Schüler zucken mit den Schultern. An einer Schule in der Nähe von Karlsruhe wurden mobile Luftreiniger wieder „eingemottet“, wie die Mutter einer Schülerin berichtet. Man sehe keine Notwendigkeit mehr in den Geräten, außerdem stehen Wartung und Filterwechsel an, so heißt es. Ganz davon abgesehen, dass die Wirkung von Luftreinigern auf die Luftqualität im Vergleich zu echten Lüftungsanlagen mit Außenluftanschluss und Wärmerückgewinnung sowohl was die Hygiene als auch die Energieeffizienz betrifft wesentlich geringer ist. Sicher wird kein Schulträger auf die Idee kommen, eine neu installierte RLT-Anlage zurückbauen zu lassen, dennoch scheint nun nach dem Ende der Schutzmaßnahmen gegen den Coronavirus auch zunehmend Gleichgültigkeit beim Thema Luftqualität in Schulen zu herrschen. Trendthema ist Schullüftung schon länger nicht mehr, abgelöst von den Themen Wärmepumpe, Energiesicherheit und Energieeffizienz.
Das darf nicht sein, finde ich! Sind wir nicht in der Lage, mehrere Themen und Notwendigkeiten parallel anzugehen? Ich (als medizinischer Laie) glaube Virenforschern, die sagen, dass es bis zur nächsten Pandemie nur eine Frage der Zeit sei. Nutzen wir diese Zeit und kümmern uns weiter intensiv um die Luftqualität in Schulen und anderen Bildungsreinrichtungen, bevor es uns wieder kalt erwischt.
Ihr
Thomas Reuter
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Sehr geehrter Herr Reuter,
ich kann mich nur dem Kollegen anschließen. Das Thema wird zwar aktuell etwas an den Rand gestellt, doch sollten wir auch innerhalb der Branche die Bildungseinrichtungen immer wieder auf diese Art der Erhöhung der Luftqualität hinweisen. Sei es mit dezentralen oder Zentralgeräten, ich vertrete hier die Meinung, dass eine ordentliche Lüftung, und mit ordentlich meine ich kein Fenster auf, Fenster zu, eine erhebliche Steigerung der Leistungsfähigkeit der Schüler fördert und den Virenschutz zusätzlich verbessert.
Sehr geehrter Herr Reuter,
vielen Dank, dass Sie das Thema Schullüftung immer wieder in den Focus nehmen und ansprechen. Aber Ihr persönlicher Eindruck täuscht sich, erfreulicherweise. Denn aktuell wie auch zukünftig steht die Schullüftung immer noch als wichtiges Thema auf der Agenda bei vielen in Planung und in Ausführung befindlichen Sanierungen oder Neubauten von Bildungseinrichtungen in Deutschland.
In meiner täglichen Arbeit in diesem Bereich vermerke ich erfreulicherweise keinen Rückgang an Anfragen oder Aufträgen. Das mag regional sehr unterschiedlich sein. So war München schon immer eine „Hochburg der Lüftungsverweigerer“ mit dem Argument, dass die Fenster geöffnet werden können. Prof. Pettenkofer würde sich vermutlich „im Grabe umdrehen“, wenn er das wüßte. Aber in anderen Region gilt es inzwischen als gesetzt, dass in Verbindung mit baulichen Maßnahmen immer eine Lüftung zu planen und einzubauen ist.
Die Argumentationsgrundlage hat sich allerdings verändert. Zwar sind die Infektionsrisiken, z.B. bezüglich Influenzaviren, Masern und Pneumokokken, ja auch noch Coronaviren, immer noch permanent gegeben. Aber der Focus steht jetzt auf Leistungsverbesserungen beim Lernen und der nachhaltigen Energieeinsparung und Umweltschutz. Welche Kommune im laufenden Betrieb bis zu 39% Heizkosten in Schulen einsparen (bei immer noch hohen Heizkosten) bzw. sich zukünftig als „klimaneutral“ präsentieren möchte, kommt nicht um eine Lüftung herum. Diese ist zum Erreichen dieser Ziele „alternativlos“.
Und übrigens: Luftreiniger/ Umluftfilter können dazu einen eher nur kontraproduktiven Beitrag leisten.
Mit sonnigen Grüßen aus Hessen.
Ihr Ralph Langholz