Welche Substanz ist die wichtigste in der LüKK/HLK? Luft? Wasser? Diese beiden zählen zu den Lebensgrundlagen und stehen im Fokus der Branche. Doch ich finde, CO2 hat eine mindestens ebenso große Bedeutung für die LüKK. Die Begrenzung von CO2 ist ein Grund für technische Anlagen und Geräte in der Branche – und wir müssen uns daran gewöhnen, seine Konzentration im Raum und im Freien zu begrenzen.
Vor kurzem wurde eine Anlage am Karlsruher Institut für Technik (KIT) in Betrieb genommen – ihre Aufgabe: Das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und durch kombinierte Prozesse in einen stabilen Kohlenstoff umwandeln, so heißt es in der Pressemitteilung. Diese erste Versuchsanlage entfernt jeden Tag knapp 2 kg CO2 aus der Umgebungsluft und produziert daraus 0,5 kg festen Kohlenstoff. Das ist nicht viel, werden Kritiker einwenden, das müsste viel mehr sein! Richtig, zur Begrenzung des CO2-Gehalts in der Außenluft müsste die Leistung solcher Anlagen um ein Vielfaches steigen. Vorrichtungen zur Abtrennung von CO2 aus der Umgebungsluft (Direct Air Capture) gibt es bereits, was ist daran neu? Neu ist, dass aus dem hier gewonnenen CO2 fester Kohlenstoff entsteht, der wiederum industriell verwendet werden kann. Aber warum pflanzen wir nicht viel mehr Bäume, schützen Moore, bauen die Humusschicht als natürliche CO2-Senken im großen Maßstab auf? Solche riesigen Anlagen, die teilweise auch in der „freien Natur“ installiert werden, sind aufwändig und verschandeln doch die Landschaft im Gegensatz zu Bäumen! Ich bin ein riesengroßer Baum- und Naturfan, jedoch meine ich, dass wir künftig (leider) beide Wege zur Begrenzung von Kohlendioxid gehen müssen – massive Aufforstung und ein Aufbau der Humusschicht an sich reichen nicht aus, um nennenswerte Mengen an CO2 zu binden: Laut Studien könnten zwar 3,6 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr gebunden werden, rund 10 % der derzeitigen CO2-Emissionen. Ich finde: Schräg, dass wir auf solche Anlagen neben mehr Bäumen nicht verzichten können.
Ihr
Thomas Reuter
thomas.reuter@cci-dialog.de
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Hallo Herr Reuter
Guten Tag in die Runde!
Ich möchte folgendes beitragen:
Hat mal jemand gefragt, wie viel Energie in den Laborprozess reingesteckt wird, um ein kg stabiles C aus CO2 zu „erzeugen“?
Mich würde das interessieren.
Mit den Zahlen aus Ihrem Artikel ergäbe sich folgende sehr grobe überschlägige Rechnung:
mit „3,6 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr entsprechen rund 10 % der derzeitigen CO2-Emissionen“
erhalten wir:
– 36 Mrd. Tonnen CO2 gesamt pro Jahr oder
– 36 Bill. kg CO2 pro Jahr, die emittiert werden;
auf ganz grob gerundet 10 Mrd. Menschen, die wir bald ein werden bezogen erhalten wir
– 3600 kg CO2 pro Jahr und Erdenbürger, die emittiert werden oder
~ 10 kg CO2 pro Tag und Person.
Pro Person würden wir 20 Stück der im Artikel beschriebenen Anlagen,
gleichmäßig auf dem Globus verteilt,
rund um die Uhr mit Energie im Betrieb gehalten,
benötigen, um eine „0-CO2-Bilanz“ zu erhalten.
Diese geschätzte Gesamt-Energiemenge für den Betrieb von „X Mrd. Anlagen dieser Art“ im Industriellen Maßstab würde mich interessieren.
Schönen Tag an alle!
Hartmut Jahn
Ich stelle hin und wieder mal Fragen und Ihr heutiger Artikel zur Kohlenstoffumwandlung verleitet mich gerade wieder dazu…
Ihre Feststellung „dass wir auf solche Anlagen (zur Verfestigung von Kohlenstoff) neben mehr Bäumen nicht verzichten können“ in allen Ehren. Müsste die Frage aber nicht heißen, wie viel CO2 der Außenluft dadurch tatsächlich entzogen werden kann?
Wenn man bedenkt, dass so eine Anlage ja erst einmal gebaut werden muss und dann das CO2 „durch kombinierte Prozesse in einen stabilen Kohlenstoff“ umgewandelt wird, was für mich – so im ersten Reflex und dann auch noch, wenn es im industriellen Maßstab (> 0,5 kg) funktionieren soll – mal nach dem Einsatz von ganz viel Material, Technik, thermischer, elektrischer oder sonstiger (CO2-freier???) Energie klingt, würde mich wirklich mal eine entsprechende Bilanz interessieren. Und dann natürlich auch die Kosten, weil das am Schluss ja auch noch bezahlt werden muss.
Ich stelle leider sehr oft fest, dass die beiden Punkte – Bilanz/Ergebnis und Kosten – im Diskurs nie eine Rolle spielen. Und ich habe leider den Verdacht, dass oft durch gut gemeinte Maßnahmen die Bilanz/das Ergebnis eher verschlechtert wird!? Und dann wäre es unter Umständen vielleicht doch sinnvoller, auf das eine oder andere zu verzichten…
Jens Tippelt
Das ist sehr richtig Herr Reuter,
und da man Geld bekanntermaßen nicht essen (und auch nicht atmen) kann, könnte man noch weiter gehen und fordern, Investitionsentscheidungen ausschließlich von der CO2-Bilanz anstelle der Euro-Bilanz zu treffen. Geld lässt sich beliebig vermehren. Es gibt weltweit schon nahezu unendlich erscheinende Mengen davon. Bei unserem weltweiten CO2-Guthaben sind wir dagegen ganz kurz vor dem großen Bankrott, d. h. der Klimakatastrophe, die noch immer euphemistisch und wertfrei „Klimawandel“ genannt wird. Unser nationales CO2-Guthaben ist übrigens seit Jahren tief in den roten Zahlen. (Das nur für die, die noch immer meinen, es sollten doch erst mal die anderen…)
Peter Rietschel