Viele Lehrstellen unbesetzt in Baden-Württemberg

Jeder dritte Betrieb mit offenen Plätzen hat 2022 keine Bewerbung auf freie Lehrstellen erhalten. Das ergab eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) unter ihren Mitgliedsunternehmen, an der sich in Baden-Württemberg rund 3.000 Betriebe beteiligt haben. Auch kurz vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres 2023 sind noch viele Lehrstellen offen.

Rund 49 Prozent der Unternehmen in Baden-Württemberg konnten 2022 laut der IHK-Umfrage nicht alle angebotenen Ausbildungsstellen besetzen. 35 Prozent der IHK-Ausbildungsbetriebe haben vergangenes Jahr erst gar keine Bewerbung auf freie Lehrstellen erhalten. „Die Schere zwischen Ausbildungsangeboten und nachfragenden Jugendlichen hat sich noch weiter geöffnet,“ sagt Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart, die für das Thema Ausbildung im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) federführend ist. Er mahnt: „Wir dürfen nicht aufhören, die Werbetrommel für die duale Ausbildung zu rühren und wir müssen Anreize schaffen, damit sich noch mehr junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung entscheiden.“
Zwar verzeichnen die Neuverträge im IHK-Bereich einen leichten Aufwärtstrend, sind aber noch nicht wieder auf dem Niveau des letzten Vor-Krisen-Jahrs 2019 angekommen. So stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahresmonat im Juli von 27.101 (Stand 31.07.2022) auf 28.340 (Stand 31.07.2023) an. Handwerk-BW-Präsident Rainer Reichhold begrüßt diesen leicht positiven Trend: „Wer Sinn in der Arbeit und Perspektiven fürs Berufsleben sucht, sollte mehr denn je übers Handwerk nachdenken. Erfreulicherweise sehen wir bislang ein Plus von gut fünf Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsplätzen in Baden-Württemberg (Stand 31.7.), das lässt hoffen.“ Aktuell sind in den Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern aber noch gut 3.100 Ausbildungsplätze zu finden. Das heißt, für Interessierte gäbe es auch kurzfristig noch die Chance auf eine Ausbildung im Handwerk. „Denn für die Zukunftsthemen – ob Energie- oder Mobilitätswende – werden mehr denn je qualifizierte Handwerker gebraucht“, betont Reichhold und ergänzt: „Um die duale Ausbildung nachhaltig zu stärken, braucht es ein echtes Umdenken in Gesellschaft und Politik. Der Trend zum Studium muss gestoppt werden. Wir brauchen endlich eine echte Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Dazu zählt, die Fachkräfte von morgen heute adäquat auf die Anforderungen ihres künftigen Berufs vorzubereiten.“ In diesem Zusammenhang fordert Reichhold moderne Bildungszentren, die zukunftsfähig ausgestattet sind sowie mehr und ergebnisoffene Berufsorientierung in allen Schulformen, auch an Gymnasien.

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