
Vergangene Woche (8. Oktober) ist in der Oper Leipzig der neue Leitfaden „Energieeffizienz im Theaterbetrieb“ präsentiert worden. Das gemeinsame Projekt der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft und des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zeigt, wie Bühnen Energie sparen können – ohne Komfortverlust oder Kunstverzicht.
Bei einem Symposium am 8. Oktober in der Oper Leipzig haben die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft (DTHG), Berlin, den neuen Leitfaden „Energieeffizienz im Theaterbetrieb – Verantwortung übernehmen, Chancen nutzen, Zukunft gestalten“ vorgestellt. Grundlage ist eine einjährige Energiestudie des DTHG, die durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Kunstverwaltung des Bundes gefördert wurde. Das ursprünglich Ziel der Studie war es, 20 % Energie in Theatern einzusparen. Das Ergebnis übertraf diese Erwartungen deutlich. In sechs Modellhäusern konnten zwischen 29 und 48 % Energie eingespart werden. Und das, ohne Komforteinbußen oder Einschränkungen im Spielbetrieb.
Die zentrale Erkenntnis der Studie: Theater werden seit Jahrzehnten nach technischen Normen, aber selten nach ihrer tatsächlichen Nutzung betrieben – und damit oft falsch. Lüftungs-, Heizungs- und Steuerungsanlagen folgen oft Standardprogrammen, die nicht dem Theateralltag entsprechen. „Wir müssen lernen, Theater wieder richtig zu betreiben“, heißt es seitens der DTHG. Vor allem in Zeiten steigender Energiepreise und wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen.
Ein weiterer wichtiger Befund der Studie betrifft die Zuständigkeiten. Demnach entstünden viele Fehlentwicklungen, weil Betreiber, Regulierungsbehörden, Gesetzgeber und Beauftragte tief in technische Belange eingreifen. Dies sei laut DTHG meist gut gemeint, aber ohne Kenntnis der Praxis. Und selten würde Verantwortung für mögliche Folgen übernommen werden. „Diese Mischung aus Kontrolle ohne Konsequenz lähmt die Häuser“, erklärt DTHG-Vorstandsmitglied Wesko Rohde. Nur durch Selbstermächtigung statt Fremdregulierung ließen sich Theater effizient, sicher und frei organisieren. Rohde ergänzt: „Diese Studie ist nicht das Ende eines Projekts, sondern der Beginn eines neuen Verständnisses. Sie endet mit einem Leitfaden, aber sie beginnt mit einem Kulturwandel im besten Sinne.“
Der Leitfaden soll jetzt dabei helfen, Betriebsabläufe zu analysieren und zu verbessern. „Mit diesem Leitfaden geben wir Theaterbetreiber konkrete Werkzeuge an die Hand, um Energie und Kosten einzusparen und zugleich nachhaltige Strukturen zu etablieren“, so Hans-Joachim Rau, Projektleiter der Studie. Die Publikation richtet sich an alle, die Verantwortung für den technischen Betrieb von Theatergebäuden tragen – von der Haustechnik über Gebäudemanagement und Controlling bis hin zur Planung und Bauunterhaltung. Die DTHG bietet auch Workshops und Schulungen an, die direkt auf den Ergebnissen der Studie aufbauen. Hierbei soll das Betriebsverhalten einzelner Theaterhäuser gezielt untersucht und verbessert werden. Die Termine werden in Kürze auf der Website der DTHG veröffentlicht. Zudem wird der Leitfaden in das internationale „Green Book“ (Anm. d. Red.: ein globales Nachhaltigkeitskompendium für Theater und Veranstaltungstechnik) übernommen und setzt somit laut DTHG auch international „Maßstäbe für ernsthafte nachhaltige und effiziente Theaterarbeit“.
Bereits in Ausgabe 11/2025 hat cci Zeitung die Energie-Studie der DTHG vorgestellt und vorab von Dr.-Ing. Rüdiger Külpmann als Teil des DTHG-Projektteams erste Studienergebnisse erhalten. Das PDF mit dem Beitrag in cci Zeitung finden Sie unter „Anhänge“. Genauso wie den 36-seitigen Energie-Leitfaden.
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Eine sehr interessante, jedoch wenig überraschende Studie. Ähnliche Ergebnisse würde man so auch bei der Untersuchung von Bankgebäuden, Universitäten oder Krankenhäusern und anderen NWG erhalten. Hier natürlich jeweils mit den spezifischen Nutzungs- und Gebäudeeigenschaften. Es zeigt sich, dass das reine Automatisieren, wie es im GEG §71a für viele Gebäude gefordert ist, zwar hilfreich, aber eben doch nicht ausreichend ist, um alle Potenziale zur Verbesserung der Energieeffizienz der Anlagentechnik auszuschöpfen. Oft sind es organisatorische Anpassungen und Veränderungen an der Anlagennutzung, die Spielraum für weitere Optimierungen der Betriebszeiten oder bei Luftvolumenströmen lassen. Hier wären wir wieder bei der Notwendigkeit zur regelmäßigen, energetischen Inspektion von Klima- (und Heizsystemen), die der Gesetzgeber aber zu Gunsten von Systemen zur Gebäudeautomation den Anlagenbetreibern ersparen möchte (GEG §74, Abs.3). Es bleibt dabei: Nach meiner Erfahrung – und das gilt auch für hochautomatisierte Gebäude – kann nur die sachkundige energetische Bewertung, z. B. im Rahmen der energetischen Inspektion nach GEG, einen möglichst effizienten Anlagenbetrieb gewährleisten. Andernfalls bleibt ein Großteil der im Leitfaden des DTHG genannten Potenzials zur Energieeinsparung ungenutzt.