cci Schulung: Run auf Großwärmepumpen

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Das Interesse an Großwärmepumpen und Hochtemperaturanwendungen ist groß. (Abb. © cci Dialog GmbH)

Das Thema Großwärmepumpen ist eng mit Fernwärme verknüpft. Aber nicht nur. Auch für industrielle Prozesse können Großwärmepumpen die passende Lösung zur Wärme- und Kälteversorgung sein. Nach Stationen in Karlsruhe, München und Frankfurt am Main, hat am 6. und 7. Mai in Leipzig die vierte cci Schulung „Großwärmepumpen und Hochtemperaturanwendungen“ stattgefunden. cci Branchenticker war vor Ort.

Neben Vertretern von Planern und Betreibern haben sich auffallend viele Mitarbeiter von Stadtwerken und anderen Energieversorgungsunternehmen unter den mehr als 70 Teilnehmern der cci Schulung „Großwärmepumpen und Hochtemperaturanwendungen“ in Leipzig eingefunden. Sie erfuhren unter anderem, dass der Gesamtmarkt für Großwärmepumpen (Fernwärme und Gewerbe) in der Europäischen Union laut dem Beratungsunternehmen McKinsey von weniger als 3 Mrd. € in 2021 bis 2030 auf mehr als 43 Mrd. € wachsen werde. „Es wird einen wahnsinnigen Run geben. Wir werden heute schon überrannt“, bestätigte Jörg Theile, Vertrieb und Projektierung von HVAC – Klima-, Kälte- und Wärmepumpentechnik bei der Johnson Controls Systems und Service GmbH, Leipzig, diese Prognose. Er konstatierte zugleich einen großen Informationsbedarf auf Seiten der Planer und Betreiber. Dieser speist sich nicht allein aus den bevorstehenden Verboten der neuen F-Gase-Verordnung und zusätzlich drohenden Verboten, wenn PFAS-haltige Kältemittel tatsächlich aus dem Verkehr gezogen werden sollten. „Am Ende läuft es auch bei Großwärmepumpen auf natürliche Kältemittel, Kohlenwasserstoffe und Hydrofluorolefine (HFO) raus, die mit niedrigen GWP-Werten (Global Warming Potential) punkten“, stimmte Moderator Lars Keller, Wärmepumpen-Tausendsassa und Gründer der Hitzköpfe-Academy, Poing, die Teilnehmer mit seinem Begrüßungsvortrag auf das ein, was wohl unausweichlich ist.

Doch davon sollte sich niemand Bange machen lassen. Mit Ammoniak, CO2 und Wasser stehen hervorragende Alternativen zu konventionellen Kältemitteln für Anlagen ab circa 100 kW zur Verfügung. Das konnten die Referenten anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis belegen. Lohnenswert ist dabei, den Blick nicht nur auf Geothermie und Abwärme als Wärmequelle zu richten, sondern auch auf Aquathermie und dabei neben Flüssen und Seen auch Abwasser einzubeziehen. „Energie aus Abwasser, ist eine exzellente Wärmequelle für Wärmepumpen“, sagte Hans Joachim Schmidt, zuständig für die Geschäftsentwicklung Norddeutschland bei der Uhrig Energie GmbH, Geisingen.

Entscheidend ist, die passende Wärmepumpentechnologie für anstehende Projekte in Neuplanung und Bestand zu finden. Dabei helfen kann die sogenannte Pinch-Analsye, die in der Schweiz schon längst regelmäßig angewendet wird, in Deutschland aber bislang noch wenig Beachtung findet. Einer, der das ändern will, ist Dr. Florian Schlosser. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Paderborn hat die Pinch-Analyse in den Entwurf der VDI-Richtlinie 4646 „Anwendung von Großwärmepumpen“ (2024) eingebracht und auf der Schulung in Leipzig vorgestellt. „Ziel ist, zunächst, den thermischen Energiebedarf durch Optimierung der Wärmerückgewinnung zu minimieren und anschließend, entsprechend des technisch-ökonomischen Potenzials, die passende Großwärmepumpe auszuwählen“, erklärte Schlosser.

Weitere Themen der Schulung in Leipzig waren unter anderem Kalte Nahwärmenetze, die Einbindung von Wärme- und Kältespeichern sowie der bivalent teil-parallele Betrieb von Großwärmepumpen und KWK (Kraft-Wärme-Kopplung). „Eine Luft/Wasser-Großwärmepumpe bei -10 °C zu betreiben ist Unsinn“, fand Ulrich Brinkmann, Vertriebsleiter Großwärmepumpen bei der 2G Energy AG, Heek, deutliche Worte und warb dafür, das Beste aus zwei Welten zu vereinen. „Bei richtiger Fahrweise entsprechend den Preisen an der Leipziger Strombörse können die Wärmeentstehungskosten unter Einbeziehung geeigneter Wärmespeicher um bis zu 44 % niedriger als bei reinem Wärmepumpenbetrieb ausfallen“, rechnete Brinkmann vor.

Hier finden Sie außerdem ein Teaservideo zur Veranstaltung.

Die nächste cci Schulung „Großwärmepumpen und Hochtemperaturanwendungen“ findet am 23. und 24. Oktober in München statt. Programm und Anmeldung. Bei Interesse können Sie sich gerne auch direkt an Tobias Banz wenden. Und im Dezember geht es weiter: Am 4.-5. Dezember findet die nächste Schulung zum Thema in Berlin statt. Besonderes Highlight: Eine Besichtigung des GEA-Produktionsstandorts für Schrauben-Verdichter/-Aggregate sowie ein Rundgang zum Prüfstand für Großwärmepumpen-Verdichter.

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