Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber schwindet

Eine aktuelle Umfrage des Verbands Beratender Ingenieure (VBI) bestätigt die zurückgehende Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber.

Der VBI befragt Ingenieure zur aktuellen Zahlungsmoral staatlicher Auftraggeber (Abb. © Daniel-Berkmann/stock.adobe.com) So melden 25 Prozent der befragten Ingenieurbüros, dass ihre Rechnungen für bereits erbrachte Leistungen nicht fristgerecht beglichen werden, bei 7 % wird gar nicht gezahlt. Die Begründungen reichen vom Homeoffice der Mitarbeiter bis zu staatlichen Hilfsprogrammen. „Die Ingenieur- und Architekturbüros werden so fahrlässig in Schieflage gebracht“, so die Befürchtung des VBI.
Kommunen und andere Auftraggeber wollen offenbar die weitere Entwicklung der Coronakrise abwarten, bevor sie neue Aufträge auslösen. So melden 45 % der Büros in der Blitzumfrage bereits einen Auftragsrückgang. Viele von ihnen befürchten außerdem, dass die Lage noch dramatischer werden dürfte.
Dazu erklärt VBI-Präsident Jörg Thiele: „Die Auftragsbücher der meisten Ingenieur- und Architekturbüros sind noch voll, wie unsere Konjunkturumfrage erst im Februar ergab. Weniger neue Aufträge sind über einen kurzen Zeitraum verkraftbar, solange bereits laufende Projekte tatsächlich weitergeführt und offene Rechnungen pünktlich beglichen werden. Es kann nicht sein, dass Unternehmen in Schieflagen gebracht werden, weil einige Mitarbeiter in den Behörden nicht verantwortungsvoll handeln. Hier fordere ich im Namen aller Ingenieurbüros eine klare Ansage der politisch Verantwortlichen, dass Rechnungen rasch zu begleichen sind und Projekte unter Einhaltung der angeordneten Schutzmaßnamen weiter geführt werden.“
An der Online-Umfrage nahmen 105 Ingenieurbüros teil. Davon haben 43% weniger als 10 Mitarbeiter, 32 % 10 bis 50 Mitarbeiter und 25 % mehr als 50 Mitarbeiter.

Artikelnummer: cci82995

Ein Kommentar zu “Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber schwindet

  1. Das was Sie bezüglich der Zahlungsmoral der öffentlichen Hand schreiben, gibt es schon lange. Ich war 50 Jahre im Gebäudeautomations-Geschäft tätig (Elesta, Andover Controls, Cylon), wir haben den Vertrieb der BMS über eigenständige Vertretungen durchgeführt, diese Vertretungen waren die Auftragnehmer der öffentlichen Bauämter. Das Problem war nicht nur die schlechte Zahlungsmoral, 6 bis 12 Monate Zahlungsverzug war eigentlich fast normal. Das Schlimme war die Begründung für den Zahlungsverzug. Ein Beispiel: Ein Bezeichnungsschild an der Vorlaufleitung, wo versehentlich VORLAUF mit „v“ geschrieben wurde(„VORLAUV“) konnte der Anlass dafür sein, dass Zahlungen von mehreren hunderttausend Euro über Monate zurückgehalten wurden. Die Arroganz der Baubehörden hat unsere Vertretung oft an den Rand der Insolvenz getrieben. Die Unverhältnismäßigkeit der Begründungen war oft haarsträubend. Noch schlimmer haben darunter die Planer gelitten, da diese in der Situation waren, sogenannte Planungsfehler zu beweisen bzw. richtigzustellen. Der Willkür der Bauämter war Tür und Tor geöffnet. Es gab auch Bauämter, mit denen eine sachliche Zusammenarbeit möglich war, nicht alle waren schwarze Schafe, wie immer im Leben. Es scheint sich bis heute nicht viel gebessert zu haben.

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