Meinung: Alleingänge sind unrealistisch

Thomas Reuter (Abb. © cci Dialog GmbH)
Thomas Reuter (Abb. © cci Dialog GmbH)

Ein wesentlicher Bestandteil zum Gelingen der Energiewende werden Wärmepumpen sein, darin sind sich nun alle von Wissenschaft über Politik bis hin zur Industrie einig. Es gibt auch einen konkreten Fahrplan zur Installation und konkrete (Ziel-)Stückzahlen von Wärmepumpen, die gesetzlich festgeschrieben sind. Nun gilt es, die beiden wesentlichen Hürden – den Mangel an Installateuren und Komponenten – ebenso konkret zu überwinden. Ich meine: Dazu ist ein beispielloser Schulterschluss notwendig.

Die Eckpunkte des großen Plans zum Rollout von Wärmepumpen und damit der Energie- beziehungsweise Wärmewende sind bekannt: Bis 2030, also innerhalb der kommenden siebenienhalb Jahre, sollen rund 6 Mio. Stück eingebaut werden. Pro Jahr sind dies eine halbe Million Wärmepumpen, ab 2024. Wie ich bereits im Editorial in Ausgabe 05/2022 von cci Zeitung schrieb, müssen für die Installation dieser enormen Gerätemenge zwingend die Monteure des SHK-Handwerks einbezogen werden, die „normalerweise“ Heizungssysteme auf Basis von Öl oder Gas installieren – im Jahr 2021 waren dies immerhin rund 700.000 Anlagen. Allerdings sind diese Monteure nicht ohne eine Zusatzqualifikation in der Lage, Wärmepumpen in Neubauten und in Bestandsgebäuden einzubauen oder Erdwärmebohrungen vorzunehmen. Das bestätigt auch eine Umfrage, die die Berliner Innung unter 154 Berliner SHK-Betrieben im Januar durchgeführt hat: Knapp die Hälfte der Fachfirmen, nämlich 47 Prozent, haben Erfahrungen mit Wärmepumpen im Neubau, in Bestandsgebäuden sind es 38 Prozent. Ups, so wenig erst – daher plant die Innung Schulungen zur Sachkunde, Qualifizierungsmaßnahmen für SHK-Meister im Bereich Elektrotechnik sowie auf das Kältemittel Propan zugeschnittene Sachkundelehrgänge für Tätigkeiten an Kälte- und Klimaanlagen. So weit so gut, doch allein die Innung wird es nicht wuppen können. Daher ist ein schneller Schulterschluss zwischen den SHK-Innungen, den SHK-Fachfirmen, den Kälte-Klima-Fachbetrieben und deren Verbänden sowie den Wärmepumpenherstellern zwingend erforderlich! Der Bundesverband Wärmepumpen (BWP) hat dazu mit dem VDI ein Schulungskonzept für kommende Monteure von Wärmepumpen entwickelt, und auch die Industrie bietet Lehrgänge und qualifizierende Maßnahmen für Kälte-Klimatechniker, SHK-Monteure und auch Quereinsteiger aus dem Elektrohandwerk an – das ist gut und wichtig. Allerdings müssen alle diese Angebote und Maßnahmen dringend miteinander koordiniert werden, sonst existieren die notwendigen Stückzahlen zum Gelingen der Energiewende leider nur auf dem Papier. Was die Verfügbarkeit von Komponenten und Materialien angeht, kommt es in erster Linie auf deren Hersteller und funktionierende Lieferketten an – und die Verantwortung dafür liegt noch einmal woanders. Welche Personen und welche Institutionen sollten diese Mammutaufgabe der Koordination bewältigen können? Die Verantwortung dafür kann nur in einem Bundesministerium angesiedelt sein – Freiwillige aus den Ressorts Wirtschaft und Umwelt bitte vortreten.

Ihr
Thomas Reuter
thomas.reuter@cci-dialog.de

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