Meinung: „Schöner wärmen“

(Abb. © cci Dialog GmbH)
Peter Reinhardt (Abb. © cci Dialog GmbH)

Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Aber mal ganz ehrlich: Sind Wärmepumpen schön anzusehen? Ich sage nein.

Wärmepumpen in klassischer Bauweise sehen für mich häufig aus wie Technik von gestern. Quadratisch, praktisch, gut fällt mir dazu ein – aber auch hässlich. Lieblos „an die Wand genagelte“ Geräte waren mir schon immer ein Graus. Bei fossilen Heizungen mag das Kunden nicht schrecken. Denn die werden im Heizungsraum versteckt. Doch Wärmepumpen werden wahrgenommen. Außengeräte stehen vor dem Hauseingang, am Rand der Terrasse oder anderswo im Sichtbereich. Und ich finde, dann sollten sie auch ansehnlich sein. Das gilt auch, wenn in Neubauten der Heizungsraum entfällt, um Wohnraum zu gewinnen und Teile der Wärmepumpe in den Flur oder andere Teile der Wohnung wandern. Die zweckmäßigste Form ist dann selten die bestmögliche Form. Doch während im Inneren von Wärmepumpen schon bionisch designt wird (Stichwort Ventilatoren), dominieren außen noch gerade Linien. Da sind wenig organische Formen zu finden, obwohl der Designleitsatz „Form folgt Funktion“ sehr wohl Möglichkeiten zulässt, Technik gefälliger zu machen.
Unter dem der Überschrift „Modernes Design“ war unlängst in der „Welt“ zu lesen, dass sich ein großer Hersteller farblich an einem Grauton orientiere, der derzeit auch bei Briefkästen stark gefragt sei. Das kann doch nicht die Lösung sein. Zum Glück gibt es auch andere Beispiele. In einer Schau-Küche gibt eine Wärmepumpen-Einheit vor, ein Kühlschrank zu sein, in einem anderen Fall verschwindet sie inklusive aller Rohrleitungen in einer Art Wandschrank. Wärmepumpen können also durchaus zum Möbelstück werden – ganz gleich, ob Innen- oder Außeneinheit. Ich bin sicher, was gut ausschaut, das verkauft sich auch gut. Gute Technik vorausgesetzt.
Was unter dem Motto „Schöner wärmen“ für Wärmepumpen gilt, kann analog für Klimaanlagen kolportiert werden. „Cooler kühlen“ wäre dort die Devise. Hier wie dort ist es höchste Zeit (geworden), dass sich Hersteller ernsthaft mit dem Thema Design beschäftigen und mit optischen Hinguckern für Aufmerksamkeit sorgen.

Ihr Peter Reinhardt
peter.reinhardt@cci-dialog.de

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cci201411

4 Kommentare zu “Meinung: „Schöner wärmen“

  1. Lieber Herr Reinhardt,
    wer wäre ich, wenn ich mich zu Ihrem Kommentar mit der Überschrift „Schöner wärmen“ nicht äußern würde, zumal es sich erfreulicherweise um ein eher weicheres Thema in unserer harten Technik-Welt handelt, mit dem ich mich als jahrelanger Marketing- und Kommunikationsverantwortlicher auf Herstellerseite auch auseinandersetzen musste/durfte. Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu und erlaube mir die Ergänzung folgender Aspekte:
    1. Aktuell spielt das Design eher eine untergeordnete Rolle. Verfügbarkeit und rasche Installation einer Anlage haben Priorität. Das wird sich jedoch auch wieder ändern und schlau sind die Hersteller, die auf optische Emotionen setzen.
    2. Seinerzeit wurde ich von den Produktverantwortlichen immer gefragt: „Wieviel Geräte verkaufen wir mehr, wenn wir sie ansprechender gestalten?“ Meine Antwort lautete: „Weiß ich nicht, aber wir können sie hochpreisiger anbieten.“
    3. Letztendlich entscheidet der Endkunde: Bei so manchem Anblick eines Schottergartens denke ich mir, dass ein Außengerät hier auch nichts mehr versauen kann, wie immer es auch aussieht. Doch es geht auch anders, keine Frage.
    4. Hier und da wird auch dazu geraten, die Außeneinheit zum Umbauen, zu verstecken, Thema (Schall)Schutz. So haben sich Nachbarn schon über Lärmbelästigung von Außengeräten beschwert, die noch gar nicht in Betrieb genommen waren, Stichwort Optischer Schall, den es wirklich gibt und der wohl um die 3 dB(A) liegt. Optische Beleidigungen des Auges gibt es natürlich auch…

    Toll, dass Sie dieses Thema aufgegriffen und zudem auch auf die Klimaanlagen-Thematik hingewiesen haben. Die Branche, insbesondere die Hersteller, müssen von Unternehmen lernen die sich vom reinen Effizienz-Pragmatismus erfolgreich verabschiedet haben und so lange Zeit einzigartige Trends und Begehrlichkeiten erzeugt haben. Allen voran: Apple, als auch Tesla. Warum sollen künftig in diesem Atemzug nicht auch mal Unternehmen der LüKK genannt werden?
    Beste Grüße,
    Bernhard Schöner

  2. Moin Herr Reinhardt,
    was ist schon „schön“ anzusehen? Vergleiche ich eine WP-Außeneinheit mit einem Müllcontainer, einem Briefkasten oder einem Fahrradständer so wage ich zu behaupten, dass die Wärmepumpe auch nicht hässlicher ist. Oder denken Sie mal an Heizkörper und Brüstungskanäle in Innenräumen. Das stört doch auch keinen. Letztlich liegt es am Bauherrn, das zu bewerten und planerisch zu beurteilen. Mittlerweile sieht man oft Fahrradschuppen mit angeschlossenem Technikabteil, in dem sich die Wärmepumpe befindet. Aber auch entsprechende „Tarnfarben“ können Wunder bewirken.

  3. Schade dass Colani nicht mehr lebt. Der würde bestimmt auch Skulpturen für Wärmepumpen machen. Die gleiche Problematik gibt es ja auch bei Außeneinheiten für Splitanlagen. Aktuell habe ich für ein Bürogebäude solch eine Außeneinheit mit einem Schalldämmgehäuse umzusetzen. Die Abmessungen für die Gesamtkonstruktion sind erheblich. Die Kostenerhöhung ebenfalls. Design darf und kann man nicht mehr erwarten. Das sind dann einfach nur noch Würfel. Ob man sie lieben wird?

  4. Lieber Herr Reinhardt und liebe Kollegen,
    nicht nur das Design ist wichtig, sondern immer mehr auch der erzeugte Schall! Wir haben als Sachverständige die ersten Fälle bei denen Besitzer von Reihenhäusern im Erdgeschoss auf der Rasenfläche Außeneinheiten von Wärmepumpen, mit Kühlfunktion im Sommer, aufstellen. Wenn das Grundstück dann gerade mal 5m breit ist, bringt das viel Ärger für die Nachbarn. Wenn man von der Wärme oder Kühlung nichts selber hat, sieht man dies kritischer und ist dann wirklich ein Ärgernis. – Ich hatte auch schon Fälle, bei denen die 35 dB(A) am Fenster des Nachbarn unterschritten wurden, bei dem man sich genauso stritt. Besonmders kritisch ist der Nachbar, wenn er das geräuscherzeuigende Gerät sieht! Auch der Installateur sollte da seinem Auftraggeber Hinweise geben.

    Ein gutes Gehäuse mit wirkungsvoller Schalldämmung und dann auch einem ansprechenden Gehäuse sollte Standard werden. Auf der Deckplatte des Schalldämmgehäuses könnte auch eine Wanne stehen mit schönen Gewächsen! Diese erhöht auch die Dämmung ein wenig. Die Richtung für den Luftansaug und Luftausblase sollte gut überlegt werden. Der Aufstellort für die Außeneinheit auf der Straßenseite oder auch auf dem Dach, könnte vielleicht auch geeignet sein.

    Ich hatte ein luftgekühltes Kälteaggregat fast unsichtbar fast an der Grundstücksgrenze zu einem Nachbarn mit einem Geräusch von etwa 30 dB(A) in 1m Entfernung, dass trotzdem den den Nachbarn störte. Mit Schalldämmkulissen 400mm dick und 0,8m lang und Schlitz 100mm ist jetzt das Gerät nicht mehr zu hören. Darauf ein tragbarer Tisch mit einer Blumenwanne darauf. (Marke Eigenbau)

    Freundliche Grüße Reinhard Siegismund

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