Zwei Studien untersuchten, wie sich die alternierende Betriebsweise der dezentralen Push-Pull-Systeme auf die Effizienz des Luftaustauschs im Raum auswirkt: zum einen die Doktorarbeit von Dr. Alexander Merzkirch (2015), zum anderen das Forschungsprojekt EwWalt (2016 bis 2018). Beide Studien zeigen, dass die raumweise und raumübergreifende Verdünnungslüftung mit Pendellüftungssystemen funktioniert. Näheres hierzu unter Artikelnummer cci73572 in cci Wissensportal. Die Leser von cci Wissensportal haben noch Einwände.
1.
Bei diesen Systemen mit Wärmerückgewinnung wird die Außenluft doch nicht auf Raumtemperatur erwärmt. Wie erfolgt die zusätzlich erforderliche Erwärmung der Austauschluft? Darf dies bei der Auslegung der Heizflächen berücksichtigt werden? Wie unangenehm ist es, wenn dauerhaft kühlere Außenluft in den Raum eingebracht wird? Bei einem Fachseminar wurde mitgeteilt, dass die Wärmerückgewinneinrichtungen einen Wirkungsgrad bis 110 % (!) haben können. Die Technik vollbringt Wunder …
Anton Tienes
2.
Ab welchen Windgeschwindigkeiten versagt das System, wenn der auf der Fassade stehende Staudruck die kleinen Ablüfter in den „Pumpbetrieb“ zwingt? Und was sagt der Hygieniker zu dem ständigen Hin- und Hertransport der Mikrostäube. Und bei nebligem und regnerischem Wetter freuen sich die Mikroorganismen auf den Gehäuseflächen, Lüfterflügeln, Keramiktwärmeübertrager und dem Grobfilter.
Wie bereits in einer Anwendung begutachtet, wird wegen der kurzen Umschaltzeiten der Mief des einen Raums in den anderen gedrückt – und wieder zurück. Dem Asthmatiker, Allergiker und Ästheten mit guter Nase sei geraten, sich vor der Entscheidung für dieses System von einem kundigen und unabhängigen Fachingenieur beraten zulassen.
Til Brandi
3.
Ziel einer Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sollte sein, dass in der Heizperiode auch im Schlafraum die Fenster geschlossen bleiben können. Leider ist die DIN 1946 bei der Wohnraumlüftung auf die Raumfläche bezogen. Bei typischen Schlafräumen werden dann Nennluftmengen von 30 bis 35 m²/h ermittelt. Für zwei Erwachsen reicht das nicht. Um die Fenster geschlossen zu halten, benötigt man 50 bis 60 m²/h. Das bedeutet aber, dass man für einen Schlafraum zwei Geräte eines Pendelsystems benötigt (mit entsprechend zwei weiteren Geräten in anderen Räumen). Ein eher leises Gerät hat in der Stufe zwei aber schnell mal einen Schallleistungspegel von 28 dB(A); bei zwei Geräten also 31 dB(A). Das Problem sehe ich aber in der Änderung des Geräuschs. Da die Ventilatoren ca. alle 90 s die Drehrichtung ändern, ergibt sich ein an- und abschwellendes Geräusch, dass bei 30 dB(A) im Schlafraum als eher störend empfunden wird. Wir sind daher bei diesen Geräten noch sehr zurückhaltend gewesen.
Jörg vom Stein
4.
Eine Bewertung des vorgestellten Pendellüftungssystems (Push-Pull-Prinzip) nach Aussagen aus der Fachpresse und einer bildlichen Darstellung sollte mit Vorsicht vorgenommen werden. Der Begriff „Push-Pull“ wurde schon im Rahmen von Wärmerückgewinnungssystemen in den 1990er Jahren für ein Gerät aus der Schweiz verwendet. Diese Lösung hat sich jedoch kaum durchgesetzt.
Eine richtige Erkenntnis der beiden Studien betrifft zweifelslos die Tatsache, dass die Wirkungsweise analog einer Verdünnungslüftung (Mischlüftung) ist. Die in den Leserzuschriften aufgeworfenen Frage- und Problemstellungen kann man jedoch nur dann bewerten, wenn die beiden Studien vorliegen. Bisher war es abe nicht möglich, diese zu bekommen (trotz Bezugshinweis).
Eine kontrollierte Wohnungslüftung erscheint mir nur dann sinnvoll, wenn es um hygienische und akustische Belange der Raumnutzer geht. Den Einsatz nur aus energetischen Gesichtspunkten (Verringerung der Lüftungsheizlast) zu sehen, sollte überdacht werden. Sinnvoller wäre eine Betrachtung zum Beispiel über die Nachhaltigkeit oder neben den Investitionskosten auch über die Betriebskosten.
Verinnerlicht man sich der Funktion einer Fensterfuge mit definierter Fugendurchlässigkeit, so erfüllte diese in der Vergangenheit sowohl die Zufuhr eines Mindestluftaußenluftvolumenstroms als auch der Filterung und der Schalldämmung. Jede Öffnung in der Außenwand oder der Fensterkonstruktion stellt aber eine Wärmebrücke dar und bedarf sowohl der Schalldämmung als auch einer Filterung und muss zwangsläufig entsprechend gewartet werden.
Prof. (em.) Dr.-Ing. Achim Trogisch
5.
In einem vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) initiierten Forschungsvorhaben wurden zwei Prüfverfahren zur Messung thermodynamischer Leistungen von Geräten zur Wohnungslüftung mit alternierender Ventilatordrehrichtung (Pendellüfter, Push-Pull-Geräte) miteinander verglichen. Die Ergebnisse wurden im Februar 2018 veröffentlicht. Näheres hierzu unter Artikelnummer cci65252.
Anmerkung der Redaktion
Artikelnummer: cci73681
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